Drei Fragen an ... Katharina Lukas

11.02.2022 – Katharina Lukas fasziniert das Zwischenmenschliche – ob gut oder böse. Als Biografin und Krimiautorin kennt sie beide Seiten.

Du schreibst Privat- und Firmenbiographien und leitest auch Schreibwerkstätten zum kreativen und autobiografischen Schreiben. 2021 ist dein erster Kriminalroman erschienen. Was hat dich bewogen, ein neues Genre zu versuchen? Fließen da Erfahrungen aus dem biografischen Schreiben mit ein?

Was Menschen anderen Menschen antun können, hat mich schon fasziniert, als ich mir als Kind kleine Stücke für mein Kasperltheater ausgedacht habe. Da will der Seppl partout seine Brezel nicht teilen, die Grete ist gemein zur Prinzessin und der Kasperl bringt die Großmutter in Gefahr, vom Krokodil gefressen zu werden. Geschichten von Gier, Neid, Unachtsamkeit, von Lüge oder Verrat. Krimis treiben die großen Gemeinheiten und kleinen Verfehlungen der Menschen auf die ultimative Spitze.
Im wahren Leben, also beim Schreiben von Biografien oder bei meinen Erzählkursen kommen folgenschwere Schandtaten natürlich eher selten vor. Obwohl auch einmal die Frau eines verurteilten Mörders dabei war. Was Menschen bewegt, was sie antreibt, was sie verletzt, warum sie wie gehandelt haben, ist ganz individuell. Man kann dabei in die Gedankenwelt Anderer eintauchen, Figuren für Romane entdecken und Handlungsmotive studieren.

Beim Schreiben von Krimis gehst du vermutlich anders vor, als beim biografischen Schreiben. Was sind die Unterschiede? Wo gibt es Parallelen im (Schreib-)Prozess? Wie entsteht ein Krimi bei dir?

Krimis schreibe ich schon länger. Zuerst nur für den „Hausgebrauch“, dann eine Weile für die Papierkörbe der Verlage (zwinker). Bei „Sacklzement!“ war der Grundgedanke die Geschichte eines Dorfes, in dem das Zusammenleben auf einer jahrzehntelang vertuschten Gräueltat basiert. In der Folge kam ein Mord dazu, Profitgier und alles was ein Dorf hergibt: Hierarchien, persönliche Verwicklungen, Macht, Anpassungsdruck. Jemand von außen kommt hinzu und wird in das Geflecht hineingezogen ...
Der Unterschied zum biografischen Schreiben ist gar nicht so groß. Man braucht ein Leitmotiv. Auch eine Biografie muss spannend sein, man muss die Beweggründe der beschriebenen Menschen nachvollziehen und mitfühlen können. Als Ghostwriter für Privat- und Firmenbiografien muss ich als Erzählerin natürlich zurücktreten. Die Lebensgeschichte oder die Geschichte eines Lebenswerks soll nachher so klingen, als ob der Biografierte sie selbst erzählt.

Gundi Starck, die Hauptfigur deiner Krimis, ist Journalistin – du warst viele Jahre Chefredakteurin einer Publikumszeitschrift. Wie viel Katharina Lukas steckt in deiner Hauptfigur? Was macht Gundi Starck aus?

Natürlich stecken ein paar meiner wahren Lebenserfahrungen in Gundi. Ich habe mein halbes Leben als Journalistin gearbeitet, kenne den Redaktionsalltag, die Menschen „von der Presse“. Gundi ist großgewachsen, ich bin 1,60. Sie ist ein wenig naiv und unerschrocken, ich überlege lieber dreimal. Außerdem ist sie überzeugter Single, ich bin seit 32 Jahren glücklich verheiratet. Am Anfang habe ich versucht, nicht allzu viel von mir in meiner Heldin auftauchen zu lassen, irgendwann hat sie aber angefangen, eigenständig zu leben. Durch diese Distanz konnte ich Gundi noch mehr Leben einhauchen. Sie ist eine freiheitsliebende Self-Made-Frau, trinkfest und gesellig, sie hadert mit ihrem Alter und ihren Ernährungsgewohnheiten. Die Suche nach Gerechtigkeit treibt sie an, aber auch die Sehnsucht nach Anerkennung. Vielleicht ist sie manchmal, wie ich gern wäre. Oder zeigt Züge, die ich an mir selbst nicht mag. Wer weiß?

Zum Autorinnenprofil von Katharina Lukas.

Homepage: www.privatbiographie.de

Die Fragen stellte Sybille Baecker.

Aktuelle Veröffentlichung:

Sacklzement!
Katharina Lukas
Gmeiner Verlag
978-3-8392-0073-5