#Frauenzählen - eine verbandsübergreifende Studie zur Sichtbarkeit von Frauen im Buchmarkt

Nun ist es offiziell: auf zwei Männer kommt eine Frau, wenn es darum geht ein Werk zu besprechen und würdigen.

Unter #frauenzählen erscheinen heute die ersten Egebnisse einer empirischen Studie, in der die Sichtbarkeit der von Frauen verfassten Literatur in Medien untersucht wird. Nun ist es offiziell: auf zwei Männer kommt eine Frau, wenn es darum geht ein Werk zu besprechen und würdigen. Die Studie erfolgte in Zusammenarbeit mit mehreren Verbänden und der Universität Rostock.
Hier das Wichtigste der Studie, an der die Mörderischen Schwester e.V. mitgewirkt haben.
 

Executive Summary
Im Verlauf des Monats März 2018 wurden 2036 Rezensionen aus 69 deutschen Medien (Print, Hörfunk und TV) statistisch erhoben und sozialwissenschaftlich ausgewertet. Die Auswahl der Medien erfolgte im Sinne eines repräsentativen Abbilds des deutschen Journalismus. Die Auswertung zeigt, dass die Sichtbarkeit von Frauen in Medien und im Literaturbetrieb in deutlicher Weise hinter der von Männern rangiert. Die Hauptergebnisse in Kürze:

1. Auf zwei Männer kommt eine Frau.
In allen Medien, mit Ausnahme von Frauenzeitschriften, werden männliche Autoren häufiger und ausführlicher besprochen: Zwei Drittel der besprochenen Bücher sind von Männern verfasst worden. Dieses Verhältnis von „2 zu 1“ trifft auf alle Mediengattungen zu.

2. Männer schreiben mehr über Männer. Und Frauen? Meistens auch.
Die Kritiken werden überwiegend, im Verhältnis 4 zu 3, von Männern verfasst. Männer besprechen darüber hinaus vor allem Männer: Drei Viertel aller von Männern besprochenen Werke sind von Autoren verfasst worden. Frauen dagegen besprechen Autorinnen wie Autoren tendenziell in eher ähnlichen Häufigkeit.

3. Sachbuch und Krimigenre: Auf besprochene 5 Autoren kommt 1 Autorin.
Die überproportionale Aufmerksamkeit, die Autoren durch Kritiker erfahren, besteht in nahezu allen Literaturgenres: Im Bereich Sachbuch ist lediglich jedes fünfte durch einen Mann rezensierte Buch von einer Autorin verfasst. In der Kriminalliteratur ist der Unterschied am größten: Nicht nur, dass mit 76% mehr Autoren als Autorinnen vorgestellt werden; es rezensierten zudem 82% Männer am liebsten Männer in diesem Genre.

4. Mehr Raum für Männer, die über Männer schreiben.
Die von Männern verfassten Besprechungen sind deutlich ausführlicher als die von Frauen. Zudem räumen Kritiker auch den Werken von Autoren einen größeren Raum ein. Damit erhöht sich die Sichtbarkeit von Autoren zusätzlich. Auch hier ist ein deutliches Ungleichgewicht im Krimibereich festzustellen.

5. Mehr Sichtbarkeit im TV für Männer – nur im Radio sind Frauen unüberhörbar.
Für den TV-Bereich lässt sich eine eklatant größere Sichtbarkeit von Autoren feststellen: Während die Werke von Frauen im Durchschnitt 580 Sekunden lang besprochen wurden, betrug die Länge bei Autoren 931 Sekunden. Im Radiobereich dagegen wurden Autorinnen zwar seltener, aber dafür etwas länger besprochen.

Fazit: Autoren und Kritiker dominieren den literarischen Rezensionsbetrieb: Zwei Drittel aller Rezensionen würdigen die Werke von Autoren, Männer schreiben weit überwiegend über Männer und ihnen steht ein deutlich größerer Raum für Kritiken zur Verfügung. Einzig das Kinder- und Jugendbuchgenre erscheint als ausgeglichenes Genre; die als intellektuell oder „maskulin“ empfundenen Genres wie Sachbuch und Kriminalliteratur werden von Autoren wie Kritikern vereinnahmt.

Mehr Infos:

http://www.xn--frauenzhlen-r8a.de/index.html

Veranstaltungshinweis zur Studie:

Bilder bauen Welten: die Macht des (un)sichtbaren Narrativs

Mittwoch, 10.10.2018, Frankfurter Buchmesse, Weltempfang, 13.00-14.00 Uhr, SALON
Podiumsdiskussion

Es diskutieren
Nina George, Bundesvorstand Verband deutscher Schriftstellerinnen und Schriftsteller (VS), Womens‘ Writers Committee-Beauftragte des PEN
Maren Kroymann, Kabarettistin, Schauspielerin (Grimme-Preisträgerin) und Sängerin
Prof. Dr. Elizabeth Prommer, Direktorin des Instituts für Medienforschung an der Universität Rostock
Moderation:
Dr. Valeska Henze, Politikwissenschaftlerin und Übersetzerin, Beauftragte der BücherFrauen im Deutschen Kulturrat

Bücherfrau 2017: Die Mörderische Schwester Nina George

Nina George ist BücherFrau des Jahres 2017

Mit dieser Auszeichnung wird die Mörderische Schwester Nina George von den Bücherfrauen für ihr branchenpolitisches und feministisches Engagement geehrt.

Und das zu Recht!

Seit vielen Jahren engagiert Nina George sich unermüdlich für Autoren und Autorinnen, sei es bei dem Thema Urheberrecht oder digitale Märkte, der VG Wort oder dem Kampf für einen fairen Buchmarkt. Ganz besonders setzt sich Nina George für die Stärkung der Frauen in der Literatur ein. Sowohl offiziell, zum Beispiel als Vertreterin aus der Literatur beim Runden Tisch „Frauen in Kultur und Medien“ bei Kulturstaatsministerin Monika Grütters, als auch inoffiziell, z.B. im Rahmen der AG Frauenrechte der Mörderischen Schwestern.

Nina George traut sich, offen und laut Missstände anzuprangern. Sie ist eine der wenigen Frauen im literarischen Bereich, die regelmäßig bei Konferenzen, Tagungen und Symposien ihre Stimme für die Wahrung der Rechte der Autoren und Autorinnen erhebt.

Nina George ist Mitglied der Mörderischen Schwestern und des Syndikats. Sie ist Beirätin des PEN-Präsidiums, Beauftragte des Womens Writers Commitee (www.pen-deutschland.de), Beirätin des Bundesvorstandes des VS (Verband deutscher Schriftstellerinnen und Schriftsteller) und Mitglied des Verwaltungsrats der VG Wort (BG1). Darüber hinaus Vorstandsmitglied des internationalen Three Seas Writers' and Translators' Council TSWTC. 

Neben ihren Tätigkeiten innerhalb dieser Verbände hat sie auch noch folgende Initiativen ins Leben gerufen:   "JA zum Urheberrecht" (2011); Fairer Buchmarkt (www.fairerbuchmarkt.de) (2014); Gründung des Netzwerk Autorenrechte (www.netzwerk-autorenrechte.de) (2016)

Ach ja, und nebenbei schreibt sie internationale Weltbestseller  ...

Wir gratulieren Nina George!

Zur Pressemitteilung: hier!

Autorinnenzeit!

Unterstütze Autorinnen!

Die desolate Situation der Frauen im Buchmarkt haben wir schon häufig thematisiert. In Artikeln, in Aktionen, auf öffentlichen Podien. Ich will es hier bei ein paar Schlagwörtern belassen:

  • Männer bekommen im Schnitt 5 x so häufig einen der wichtigen Literaturpreise.
  • Der Gender Paygap liegt in der Buchbranche bei 26%
  • Von Männern geschriebene Bücher dominieren die Empfehlungslisten von Influencern wie der Zeit-Krimibestenliste oder der Krimicouch und bei den Besprechungen in Feuilletons.
  • Bücher männlicher Autoren überwiegen bei Schullektüren

Nun bekommen wir unerwartete Unterstützung: von einem Mann, dem Autor Sven Hensel.

Und das freut mich - denn, der Kampf um Geschlechtergerechtigkeit sollte kein Kampf sein, der nur von Frauen geführt wird. Im Gegenteil, je mehr Männer hier eine Schieflage erkennen und diese gemeinsam mit uns beseitigen wollen, desto erfreulicher und besser.

Wir wollen keine Frauenwelt. Wir wollen eine Welt, in der Frauen und Männer respektvoll und gleichberechtigt miteinander leben. 

Um was geht es nun bei dieser Aktion?

Sven Hensel schlägt vor, den Mai im Zeichen der Autorinnen zu begehen und den ganzen Monat auf allen Kanälen Autorinnen zu benennen, zu rezensieren, zu fördern.

Wer soll das tun: Wir! Alle!

Und wie?

Ganz einfach. Unten findet ihr eine Tabelle mit Vorschlägen, wie und wo man sich einbringen kann. Auf FB, Twitter, Instagram, dem eigenen Blog oder der eigenen Webseite.

Sucht euch eine oder zwei oder mehrere Autorinnen aus, die ihr gerne vorstellen möchtet und verbreitet das - bitte immer mit dem #Autorinnenzeit.

Die folgende Tabelle gibt euch dazu Anregungen:

Mehr und detaillierte Infos findet ihr hier: Autorinnenzeit

Lasst uns das groß machen. Lasst uns etwas für uns tun.

PS. Die Aktion findet nicht nur Befürworter, es gibt auch kritische Stimmen. Etwa, dies sei sexistisch, da es Männer ausschließt.

Korrekt. Es schließt Männer aus. Denn dies ist eine Frauenaktion. Die Mörderischen Schwestern sind ein Verein von und für Frauen, dessen Ziel es ist, von Frauen verfasste, deutschsprachige Literatur zu fördern. Weil der Buchmarkt eine Männerdomäne ist. Manchmal braucht es starke Aktionen, um einen Standpunkt klar zu machen. Zum Beispiel, wie ungerecht es ist, nicht beachtet zu werden, weil man einem bestimmten Geschlecht zugehört.

Ich bin auf jeden Fall dabei und ich bin gespannt, wen ihr die nächsten 30 Tage auf euren Social Media Accounts präsentiert. 

Schwesterliche Grüße

Janet

Die Frau im Literaturbetrieb

Wie steht es um die Frau im Literaturbetrieb?

Dieser Frage ist unsere Schwester Nina George nachgegangen und hat einen sehr ausführlichen, aufschlussreichen und für Argumentationsketten hilfreichen Bericht geschrieben. Diesen könnt ihr in voller Länge, zur Leserfreundlichkeit in verdaubare Häppchen unterteilt, über folgende Links abrufen (veröffentlicht bei den Bücherfrauen):


blog.buecherfrauen.de/serie-frauen-im-literaturbetrieb-teil-eins
blog.buecherfrauen.de/serie-frauen-im-literaturbetrieb-teil-zwei
blog.buecherfrauen.de/serie-frauen-im-literaturbetrieb-teil-drei

 

Desweiteren noch eine sehr informative und kurzweilige Debatte zum Thema :

Frauen in der Kultur: Hilft eine Quote?

Moderation: Susanne Utsch

Es diskutieren:

Gabriele Schulz vom Deutschen Kulturrat, Autorin der Studie: "Frauen in Kultur und Medien"

Ulle Schauws, kultur- und frauenpolitische Sprecherin der Grünen

Nina George von den BücherFrauen, Schriftstellerin

Vorgeschlagen für Clara Zetkin Preis

Die Mörderischen Schwestern wurden für ihr Engagement für Autorinnen für den Clara-Zetkin-Frauenpreis 2017 vorgeschlagen.

Dieser Preis wird von der Partei DIE LINKE anlässlich des Internationalen Frauentages 2017 zum siebten Mal vergeben, um herausragende Leistungen von Frauen in Gesellschaft und Politik zu würdigen.

Am 17. Februar 2017 wird sich eine Jury zusammensetzen und aus den eingereichten Projekten auswählen. Die Jury wird Nominierungen vornehmen und ein Gewinnendenprojekt benennen. Die nominierten Projekte werden am 3. März 2017 bei einer Festveranstaltung zur Preisverleihung im Südblock Berlin vorgestellt und der Preis an das Gewinnendenprojekt übergeben.