Drei Fragen an ... Edith Polkehn

20.05.2022 - Dampf ablassen, Gutes tun – Krimi schreiben als Seelenhygiene, so entstehen bei Edith Polkehn erfolgreich viele Kurzkrimis.

Du hast mehrere Kurzkrimis in Anthologien veröffentlicht. Zuletzt in der Krimi-Anthologie „Teufelspakt, Lüge und Moral“ und hast auch schon für einige Preise gewonnen. Was macht für dich den Reiz aus, Kurzkrimis zu schreiben?

Kurzgeschichten sind meine Leidenschaft. Wer denkt, dass kurze Texte leichter zu schreiben sind, liegt falsch, denn Fehler, Unsicherheiten und logische Ausrutscher lassen sich da kaum verstecken. Ich schreibe sehr spontan. Die Geschichte spielt sich in meinem Kopf wie ein Film ab und ich notiere "nur" mit, ohne Nachdenken, ohne stilistische oder rechtschriftliche Kontrollen. Dies ist ein sehr befriedigender schöpferischer Akt. Erst dann geht es an die Feinarbeit. Auch das Schleifen am Text macht mir große Freude. Anscheinend ist meine Methode ziemlich erfolgreich, denn bisher habe ich bei Wettbewerben zwei Finalplatzierungen erreicht und darüber hinaus sechs Preise für Kurzgeschichten bekommen, oft unter Hunderten von Teilnehmer*innen. Dass ich besonders gern Krimis schreibe, empfinde ich als "Seelenhygiene". Mal eben so ein wenig zu morden ist genial. Hier kann ich Dampf ablassen und vielleicht bin ich deswegen in meinem Alltagsleben ein recht gefestigter und ausgeglichener Mensch.

Welche Themen reizen dich beim Krimischreiben? Warum?

Gewalt gegen Frauen oder Kinder nehme ich mir öfter zum Thema. Solche Geschichten sind blanker Horror und weder schön noch humorvoll, sondern nah an der Realität und deswegen grausam. Sie können aber aufrütteln und das sollen sie auch. Ich habe bereits sehr erfolgreiche Lesungen zusammen mit der Polizei und dem Frauenhaus gemacht. Das ist ein sehr guter Ansatz, bei dem Krimis auch aufklären und dadurch Gutes tun können. Andere meiner Texte sind aber auch humorvoll, ich kenne da keine Grenzen. Ermittlerkrimis schreibe ich grundsätzlich nicht, bei mir ist eher die Tat selbst das Thema - und die psychologische Situation von Tätern und Opfern. Krimis zu lesen, das fällt mir immer schwerer, je mehr ich selbst schreibe, weil ich zunehmend kritischer werde und Schwachstellen gleich entdecke. Eher schaue ich mir TV-Krimis an, bei denen das einzelne Wort nicht so wichtig ist. Mein Lieblingsserie ist übrigens "München Mord".

Du bist Mitglied bei den Mörderischen Schwestern e.V. Wie bist du zu uns gekommen? Welche Vorteile siehst du darin, in einem Netzwerk zu sein?

Mein Mann ist vor vielen Jahren bei einem Zeitungsartikel auf die "Mörderischen Schwestern" gestoßen. Es folgte der Besuch einer "Ladies Crime Night" in Passau und dann war ich auch schon gefangen. Als ich mich an eine der Schwestern wandte, um mehr zu erfahren, wurde ich gleich sehr freundschaftlich aufgenommen. Seither bin ich Mitglied und schätze es, dass ich hier "Artgenossinnen" gefunden habe, die sich ebenfalls mit der dunklen Kunst des Verbrechens auseinandersetzen. In meinem normalen Leben habe ich niemanden, mit dem ich über Gifte, Madenbefall oder sonstige grausige Dinge sprechen kann. Darüber hinaus: Eine solche Organisation im Rücken zu haben, stärkt, denn "mordende Frauen" in so großer Zahl werden stärker wahrgenommen, während eine einzige als Exotin belächelt wird. Auch das Mentoring-Programm finde ich wunderbar. Das Engagement der Vorstandschaft für die Rechte von Autorinnen finde ich ebenfalls bewunderns- und unterstützenswert.

Zum Autorinnenprofil von Edith Polkehn.

Homepage: www.edithpolkehn.de

Die Fragen stellte Sybille Baecker.

Aktuelle Neuerscheinung:

Kurzkrimi: Bornemann
Anthologie: Teufelspakt, Lüge und Moral
Adakia-Verlag, Leipzig
ISBN 978-3-941935-91-4