Drei Fragen an ... Mina Albich

18.11.2022 – Perfektionismus und Spontanität – wie sie das unter einen Hut bekommt, erklärt Mina Albich im Interview.

Liebe Mina, liest man deine Vita, sieht man, dass du vielseitig unterwegs bist: Musik, Malerei, Mentaltraining und nun auch noch Mord. Wie bist du zum Krimischreiben gekommen?

Krimis haben mich schon früh begeistert (wenn nicht zu blutig …). Mit rund 12 bin ich regelmäßig in die Bibliothek gepilgert und habe mir „scheibtruhenweise“ Bücher ausgeborgt. Damals haben mich vor allem Simenon und Agatha Christie gefesselt, viele andere sind dazugekommen. Ich fange nicht an, meine Lieblingsautor*innen aufzuzählen. Doch bei J. J. Preyers „Mörderseele“ und Eva Holzmairs „Mir träumte, du lägest im Grab“ dachte ich bewusst: „So möchte ich auch schreiben können.“
Vor einigen Jahren beschloss ich, beim Projekt „NaNoWriMo“ mitzumachen. „Natürlich“ wurde es ein Krimi – der definitiv nie das Licht der Welt erblicken wird. Das Konstruieren und Schreiben machte mir aber so viel Spaß, ich hatte Blut geleckt! Bis zu „Mexikoplatz“ war es ein spannender Weg, unter anderem ein Jahr Literarisches Schreiben an der Cornelia Goethe Akademie in Frankfurt. Ich bin Perfektionistin – das heißt nicht, dass all meine Kreationen perfekt sind. Aber ich versuche, aus mir das Maximum herauszuholen.

Was erwartet die Leser:innen – humorig, hard-boild, cosy? Und wie gehts du beim Schreiben vor?

„Mexikoplatz“ gehört tendenziell zu „cosy crime“, wobei es zwischendurch auch mal ernster zugeht. Der Krimi spielt in Wien, einer Stadt der Gemütlichkeit, aber auch der Grübler und Grantler …
Einfach draufloszuschreiben ist gar nicht meins. Wenn ich eine Grundidee skizziert habe, erschaffe ich die Figuren. Dazu gehe ich sehr gerne ins Kaffeehaus etc. und beobachte Menschen. Als nächstes entwerfe ich den Plot, das läuft parallel mit dem Recherchieren. An die Outline halte ich mich aber nie 100%ig, weil Figuren beim Schreiben manchmal ein Eigenleben entwickeln und es krummnehmen, wenn man sie zu sehr einschränkt. Hört sich verrückt an? Was ich damit meine: Es kann den Schreibfluss hindern, wenn man seine Gedanken zu sehr zügelt. Außerdem erfährt man bei der Recherche oft spannende Details, die ihren Weg ins Buch finden wollen. Durch meinen Plan kann ich diese Abweichungen einbauen, ohne den Plot komplett umzuwerfen. Unterm Strich bin ich also die klassische „Plantserin“.

Kreativität ist ein wichtiger Bestandteil deines Lebens. Wie sieht dein Alltag aus? Kreatives Chaos? Oder kriegst du deine Interessen geordnet in deinen Tag organisiert?

In meinem Alltag spiegelt sich mein Schreibprozess wider: Ja, ich mache mir einen Plan, was ich innerhalb eines Zeitraums erledigen soll oder will. Der Plan muss aber Raum für Spontaneität haben. Und wird gelegentlich auch mal umgeworfen. Mit diesem System bin ich ganz gut gefahren … wobei ich bis heute nicht weiß, wie es mir vor rund zwanzig Jahren gelungen ist, neben dem Fulltime-Job zwei Studien zu absolvieren.
Es ist leider so, dass jedes Interesse seine Zeit hat. Alles gleichzeitig geht nun mal nicht. Jedenfalls nicht, wenn was halbwegs Ordentliches rauskommen soll – habe ich schon erwähnt, dass ich eine Perfektionistin bin?
Im Moment steht das Schreiben im Vordergrund, der nächste Krimi „Wiener Todesmelodie“ steht vor der Schlusspolitur. Aber die Staffelei mit Farben und Pinseln winken verlockend. Die (aktive) Musik bleibt zurzeit auf der Strecke, wird jedoch bestimmt auch wieder ihren Raum bekommen. Und damit sie nicht ganz brach liegt, geht es im nächsten Krimi um Musik …

Zum Autorinnenprofil von Mina Albich.

Homepage: www.cre-art-rix.com

Die Fragen stellte Sybille Baecker.

Aktuelle Veröffentlichung:

Mexikoplatz
Mina Albich
Emons Verlag
ISBN: 978-3740814489