Drei Fragen an ... Gianna Milani

13.01.2023 – Schon die Buchcover verraten es: Gianna Milani schreibt Nostalgie-Krimis. Was das Schöne an diesem Genre ist, verrät sie im Interview.

Du schreibst historische Kriminalromane die in den 1960er Jahren angesiedelt sind. Warum hast du dich für diese Epoche entschieden? Was ist das Besondere an der Ära?

Offen gestanden war die Epoche eine Vorgabe des Verlages, der mit dieser Idee der Nostalgie-Krimis an mich herangetreten ist. Da ich mich aber seit rund fünfzehn Jahren sehr intensiv mit der Geschichte Südtirols auseinandersetze – Mein erster historischer Roman „Ein Tal in Licht und Schatten“ spielt während des Ersten Weltkriegs in den Dolomiten –, hat mich die Idee der Krimis in den 1960ern sofort gereizt. Nicht nur das Weltgeschehen (Kalter Krieg!) ist spannend – in Südtirol spitzen sich die Ereignisse rund um den Autonomiestatus der Provinz zu. Es kommt zu gewaltsamen Auseinandersetzungen und Anschlägen.
Zusätzlich mag ich das „Entschleunigte“ dieser Zeit. Keine DNS-Analysen, kein Internet, keine Handys, es geht gemächlich zu, und der Zeitungsreporter muss sich noch persönlich vor der Polizeiwache die Beine in den Bauch stehen, wenn er etwas berichten will.

In deinem Krimi gibt es zwei Hauptfiguren: Commissario Aurelio Tasso und Mara Oberhöller. Wer sind die beiden? Hattest du sie direkt vor Augen, als du mit der Reihe begonnen?

Meine Romanentwicklung beginnt meistens mit einer Figur, um die herum ich die Handlung aufbaue. Aurelio Tasso vereint die Zerrissenheit Südtirols zu dieser Zeit. Er ist der Sohn eines Römers, der in den 1920ern als Gastarbeiter nach Bozen gekommen ist, und einer Südtirolerin, er spricht Deutsch und Italienisch. Der Vater ist Kommunist, die Familie entstammt dem Arbeitermilieu. Dagegen ist Mara Oberhöller als Bürgermeistertochter aus gehobener Gesellschaftsschicht. Es gibt also ausreichend Konfliktpotential. Im aktuellen Teil der Reihe „Commissario Tasso stochert im Nebel“ spielt Tassos persönliche Vergangenheit eine bedeutende Rolle. Er ist aus tiefstem Herzen Römer, er hasst die Berge und vor allem den Schnee, dennoch gibt es eine persönliche Bindung, die ihn in Bozen hält. Daran hat wiederum auch zunehmend Mara Anteil.

Wie gehst du beim Schreiben vor? Bist du eher die Planerin, die alles im Vorhinein strukturiert und plottet? Oder schreibst du eher drauflos? Und hast du einen Tipp für Schreibanfänger:innen?

Ich habe festgestellt, dass komplett strukturiertes Planen mich einengt und verkrampft. Ich schreibe „auf Sicht“, das heißt, dass ich einen ziemlich genauen Plan für die kommenden zwei bis drei Kapitel habe, alles darüber hinaus aber auf mich zukommen lasse. Beim Krimi habe ich ein grobes Ziel vor Augen: Opfer und Täter*in, Waffe, Tatort und Motiv. Gerade das Motiv kann sich aber ändern, wenn ich feststelle, dass eine andere Variante, die sich während des Schreibens ergibt, besser passt. Und Verdächtige kommen meist im Verlauf der Handlung hinzu, die ergeben sich von selbst.
Mein Tipp, um mit dem Schreiben anzufangen: Es ist ganz gut, sich ein paar Schreibtipps anzuschauen – besser ist es, einfach drauf los zu schreiben und sich dem Gefühl der Geschichte hinzugeben. Mich haben „Heldenreise“ oder „Drei-Akt-Modell“ immer mehr gestresst, als dass sie mir geholfen haben, da ich mich mehr auf die Struktur konzentriert habe, als auf den Inhalt.

Zum Autorinnenprofil von Gianna Milani.

Homepage:  www.seitenrauschen.de

Die Fragen stellte Sybille Baecker.

Aktuelle Neuerscheinung:
Commissario Tasso stochert im Nebel
Commissario Tassos 2. Fall
Gianna Milani
Bastei Lübbe, Köln
ISBN 3785728166