Drei Fragen an ... Gesa Knolle

28.05.2021 - Filmemacherin Gesa Knolle berichtet über ihre Arbeit an ihrem ersten Kriminalroman.

Vor kurzem ist dein erster Kriminalroman „Böse Wetter“ erschienen. Wohin entführst du deine Leser*innen?

Mein Debüt „Böse Wetter“ ist ein Noir Krimi mit einer Prise Mystery. Als Geocacher im Wald die Hand eines verschwundenen Polizisten finden, fährt BKA-Ermittlerin Hannah Stein ins Erzgebirge, um den rätselhaften Fall zu klären. Doch nicht nur die allgemeine Unkenntnis über das Doppelleben des Verschwundenen und seine Kontakte zur tschechischen Mafia erschweren ihr die Arbeit. Als ein stillgelegter Bergstollen explodiert, droht die Lage zu eskalieren. „Böse Wetter“ führt tief in die europäische Grenzregion und zeigt das Erzgebirge als eine der schillerndsten und spannendsten Regionen Europas, in der Brauchtum auf Moderne, beeindruckende Natur auf gnadenlose industrielle Ausbeutung treffen. Mich hat es gereizt, die literarischen Grenzen des Ermittlerkrimis auszutesten, mit Atmosphäre und Stimmungen zu experimentieren und das Genre um eine Mystery-Komponente zu erweitern.

Was ist dir wichtig bei der Recherche, und wie gehst du vor?

Ich halte fundierte Recherchen besonders bei Krimis für grundlegend wichtig. Die Arbeit der Polizei; die Gegend, in der das Buch spielt und ihre sozialen und kulturellen Hintergründe; für den Fall nötiges Spezialwissen wie medizinische Fachbegriffe etc. muss man kennen. Gleichzeitig erfahre ich bei den Recherchen zusätzlich zu dem, was ich eigentlich recherchiere, immer viel Neues, das mich gleich zu weiteren Ideen inspiriert. Ein wunderbarer, sich selbst antreibender Kreislauf. Ich recherchiere entweder vor Ort, per Telefon oder Online, je nachdem, um was es sich handelt. Auf Grundlage dieser ausführlichen Recherchen kann ich dann etwas Eigenes kreieren. Mich fasziniert gerade das Extra jenseits des Sichtbaren - das Gedächtnis von Orten, Stimmungen, Dinge, die Menschen nicht erzählen, oder nur im Subtext, die sie aber zu der Person machen, die sie sind.

Wenn du nicht gerade Filme drehst oder an deinem nächsten Krimi schreibst - was liest du selbst gern? Hast du literarische Vorbilder?

Zurzeit ist das Lucia Berlin, ihre Erzählungen sind einfach unglaublich großartig. Im Krimibereich bewundere ich besonders Jakob Arjouni für seine Kayankaya-Reihe sowie alles von Wolf Haas, Sara Gran und dem Godfather Raymond Chandler. Geprägt haben mich aber auch die lateinamerikanischen Erzähler des magischen Realismus und viele Comics, wie etwa die von Mike Mignola. Beim Entwickeln von Geschichten inspirieren mich zudem verschiedene Filmemacher*innen wie etwa Lucrecia Martel, David Lynch und Giorgos Lanthimos.

Mehr über Gesa Knolle: Zum Autorinnenprofil

Homepage:  www.gesaknolle.de

(Die Fragen stellte Sybille Baecker.)

Aktuelle Neuerscheinung:
Böse Wetter
Gesa Knolle
Emons Verlag
ISBN 978-3-7408-1131-0