Schreiben, um gefunden zu werden - eine Anleitung für sichtbare Texte im Web

von Rebecca Schneebeli

 

Eine gute Webseite oder sogar ein Blog gehören heute zum guten Ton als Autorin. Neben Social Media Inhalten erhöhen Webtexte die eigene Sichtbarkeit und sind daher ein wichtiges Marketingtool.

Unsere schreibende Zunft hat hier sogar einen entscheidenden Vorteil gegenüber anderen Selbstständigen. Denn wir wissen, was gute Texte ausmacht. Das ist eine super Startvoraussetzung, doch für erfolgreiche Webtexte braucht es mehr.

Um gute Webtexte zu schreiben, ist wichtig, zunächst einmal zu verstehen, dass neben das Ziel „Gelesen zu werden“ ein noch wichtigeres Ziel tritt, nämlich „Gesucht und gefunden zu werden“. Deine Inhalte müssen relevant genug sein, dass Menschen danach suchen.

Das heißt: Es muss eine Zielgruppe geben für das, was du anbietest. Und damit diese Zielgruppe dich findet, ist das A und O ein Text, der so geschrieben ist, dass er auch gefunden wird.

Gefunden werden: 3 Kurztipps zu SEO

Die Formel dafür besteht aus drei Buchstaben: SEO, kurz für Search Engine Optimization. Das klingt nicht nur komplex, sondern ist es auch. Aber – und das ist das Gute – es gibt neben komplizierten und teuren Tools auch ein paar einfache Tricks, um den SEO-Faktor deiner Texte zu erhöhen:

  1. Suchbegriffe in die Überschrift
    Pack wichtige Suchbegriffe zu deinem Thema in die Überschrift (auch die Zwischenüberschriften) und an den Anfang und binde sie mehrfach in deinen Fließtext ein.
  2. Verwende wenig Synonyme
    Verwende möglichst wenig Synonyme und wenn nur welche, die du auch bei einer Google-Recherche zu deinem Thema eingeben würdest.
  3. Gezielter Einsatz von Links
    Verwende Links, aber wohlüberlegt. Jeder Artikel und jede Unterseite sollte mindestens einen Link enthalten und zwar möglichst externe Links. Damit rankst du bei Google besser. Am effektivsten sind Links, wenn die verlinkte Seite auch zu dir zurückverlinkt.

Schon mit diesen drei Hacks kannst du dafür sorgen, dass deine Webtexte besser ranken, und das, ohne dich lange in SEO einzuarbeiten.

Auch sehr wichtig ist dein Domainname. Nenn deine Webseite nicht: „lisaschreibt.com“ „katjasbuchkiste.de“ oder „majasgeschichten.com“, sondern benenne sie nach deinem Autorennamen oder nach dem Namen deines Business, wenn du als Lektorin, Autorencoach, Korrektorin oder Coverdesigner unterwegs bist.

Es ist wichtiger, dass deine Webseite über Eingabe deines Namens oder dem Namen deines Business gefunden wird, als dass deine Artikel zu bestimmten Unterthemen besonders hoch bei Google ranken.

Angeklickt werden: Gute und treffende Überschriften finden

Damit weißt du jetzt mehr über einen wichtigen Punkt in puncto Webtexte. Lass uns jetzt auf den nächsten schauen. Dieser dreht sich darum, dass deine Texte auch angeklickt werden. Sicher hast du schon erlebt, dass dir deine Suchmaschine zu einem Thema ganz viele Treffer anzeigt oder du auf einem Blog oder einer Newsseite bist und dir viele Artikelvorschläge gemacht werden.

Jetzt heißt es auswählen. Was klickst du an? Vermutlich etwas, was dich thematisch interessiert, aber auch spannend formuliert ist. Und wie ich bist du da wahrscheinlich schon ein Opfer von Clickbaiting geworden. So nennt man es, wenn ein Artikel dir in der Überschrift eine geniale neue Erkenntnis verspricht: Wie du deinen Bestseller in zwei Wochen schreibst, wie du in drei Wochen 10 Kilo abnimmst oder den neusten Tratsch und Klatsch aus dem britischen Königshaus.

Lerne von dieser Form, Klicks zu generieren, und zwar auf zweierlei Weisen:

  1. Clickbaiting – Keine Option für ernsthafte Schreiberlinge

Du bist keine Ramschverkäuferin, sondern eine ernstzunehmende Autorin. Du musst dich nicht wie sauer Bier anbieten und du solltest es auch nicht tun. Wenn du Clickbaiting betreibst und am Ende dein Artikel nicht hält, was deine Überschrift verspricht, hinterlässt du unzufriedene Nutzer, die sich fortan zweimal überlegen, ob sie noch einen Artikel von dir lesen.

Auch die Suchmaschine straft dich dafür ab. Wenn du eine hohe Absprungrate hast, registriert Google das und dein Ranking sinkt.

  1. Das kannst du von Clickbaiting lernen

Der Unterschied zwischen Clickbaiting und erfolgreichem Onlinemarketing ist, dass der Text hält, was die Überschrift verspricht. Du kannst dir daher bei Clickbaiting-Artikeln durchaus abschauen, was zum Klicken animiert, aber checke immer gegen, ob dein Text die Lesererwartungen erfüllt.

Sehr gut eignen sich übrigens Listen: 5 Tipps, 7 Stolpersteine, 3 Learnings etc.

Ganz wichtig ist für die Überschrift auch, dass du zwar beim Formulieren derselben an SEO und Co denkst, aber immer dein zukünftiger Leser im Fokus steht. Eine gute Überschrift für einen Webtext ist eine, die wichtige Suchbegriffe enthält und damit gut bei Google rankt, aber die vor allem genug Biss hat, um angeklickt zu werden.

Insgesamt kannst du dir merken: Wenn du in die Bredouille kommst zwischen deinen Leserinnen und SEO zu entscheiden, entscheide dich immer für ersteres. Am besten ist aber, solange an der passenden Überschrift zu feilen, bis du beides in Einklang bringen kannst.

Gelesen werden? Vergiss es!

Nun kommt er – der Hammer. Ich kann ihn dir leider nicht ersparen. Denn wenn du bis jetzt meine Tipps befolgt hast, hast du schon einiges an Zeit und Mühen in einen guten Webtext investiert.

Dennoch müssen wir nun darüber reden, wie Nutzer Webseiten lesen. Und – große Überraschung – sie tun es nicht! Krass, oder? Umsonst die Mühe mit treffenden Suchbegriffen, tollen Überschriften und Co.

Nicht ganz, denn wir lesen Webseiten einfach nur anders als ein Buch oder eine Zeitschrift. Treffender wir scannen sie, und zwar nach einem bestimmten Muster. Dieses nennt man F-Pattern. Das heißt so, weil der Blick des Lesers in Form eines “F”s auf der Webseite ruht.

Das Wichtigste, was der Leser scannt, ist die Überschrift und die Unterüberschrift (bei Webtexten oft Teaser genannt), weitere Querstreben unseres “F”s sind die Zwischenüberschriften. Deshalb ist es wichtig, dass du deine Leser anhand von Zwischenüberschriften durch deinen Text leitest. Mach sie mit jeder Zwischenüberschrift neugierig, weiter nach unten zu scrollen.

Vor allem aber erwarte nicht, dass jemand den ganzen Text liest. Deshalb kommt Wichtiges an den Anfang oder wird hervorgehoben. Allgemein solltest du dich vor zu langen Texten hüten. Schreib deine Texte so, dass die Kernaussagen in fünf Minuten auf dem Klo oder in der Straßenbahn erfasst werden können.

Und vor allem schreibe spannend und individuell. Lass die gleiche Kreativität, die in deine Bücher fließt, auch in deine Webtexte fließen. Und nun ran an die Tasten!

Dieser Artikel ist ursprünglich im Mai 2023 im Bookerfly Magazin erschienen. Wir bedanken uns für die Genehmigung, ihn hier ebenfalls abdrucken zu dürfen.

Weitere Tricks und Tipps verrät Rebecca Schneebeli in ihren Online-Workshops „Keine Angst vor SEO: So schreibst du gute Webtexte.“

Die Autorin

Rebecca Schneebeli arbeitet seit über 10 Jahren als Onlineredakteurin bei „ERF – Der Sinnsender“, einem großen christlichen Medienwerk. Ihre Tätigkeit umfasst neben redaktionellem Alltagsgeschäft den Aufbau spezifischer Themenseiten und die Schulung anderer Mitarbeiter. Nebenberuflich ist Rebecca als Autorin und Lektorin tätig und seit 2023 Mitglied bei den Mörderischen Schwestern.