Von Spannung, Recherchebergen und Schweinefett

von Katharina Eigner

Wann immer man an Grenzen stößt, fragt man sich: wer hat sie gesetzt? Gefolgt von: kann ich sie überschreiten?

Grenzen begegnen uns ständig und fordern Entscheidungen. Bleiben oder ausbrechen? Neuland oder Alltagstrott? Grenzen engen ein, sagt das Team Laissez-faire. Grenzen geben Halt, kontert das Team Vernunft.

Wenn man sich, wie die Autorin dieser Zeilen, auf neues Terrain begibt, ist eine gute Portion Vernunft von Vorteil. Aber wo wird sie zur Bremse? Wo bringt sie den Text ins Stocken, wo ist sie unerlässlich? Ist es zum Beispiel vernünftig, sich beim Schreiben ganz exakt an Recherche-Ergebnissen entlang zu hanteln? Wen interessiert es, ob eine Laterne mit einer Mischung aus Leinöl und Schweinefett gefüllt wurde? Verfranst man sich in Details oder konzentriert man sich besser auf das Licht, das die Straßen hell erleuchtete? Womit wir bei eingangs erwähnter Frage wären: wer hat die Grenzen gesetzt? In diesem Fall ich selbst. Ich bin es, die auf wahrheitsgetreue Kleinigkeiten setzt und sich möglicherweise damit einengt. Und was passiert, wenn ich sie überschreite? Reduziere ich den Wahrheitsgehalt zugunsten der Spannung? Oder zeigen dann die HistorikerInnen bei jedem Patzer mit dem Finger auf mich? Apropos Finger: in der österreichischen Nationalbibliothek wurde Arsen in Büchern aus dem 19. Jahrhundert gefunden. Was mich zu Umberto Ecos Name der Rose bringt. Eine Geschichte, die jegliche Grenzen überschritten hat.