Das Bullet-Journal - Die Notizbuch-Methode für Struktur und Ordnung

von Gudrun Bendel

Es handelt sich beim Bullet-Journal nicht um die Beschreibungen oder Klassifizierungen von Revolverkugeln. Aber es kann eine durchschlagende Wirkung haben. Es geht dabei um eine sehr einfache und wirkungsvolle Methode, ein Notizbuch zu führen.

Gefühlt habe ich alles ausprobiert, was es auf dem Markt an Ordnungssystemen, Kalendern und Effizienzmethoden gibt, geholfen hat wenig. Dagegen hat mich die Bullet-Journal-Methode von Ryder Carroll, überzeugt und inspiriert.

Die Kernfrage lautet doch immer: Wie geht man mit Ideen, Terminen, Verpflichtungen, Notizen und Aufgaben um?

Nutzt ihr eher die liebenswerte Zettelwirtschaft oder führt ihr fleißig todo-Listen? Findet ihr auf Anhieb diese eine großartige Idee, die ihr vor Wochen auf das grüne Papier gekritzelt habt? Viele von uns verlassen ja auch die Horizontale (den Schreibtisch) und gehen in die Vertikale: An der Wand werden Motivationssprüche, Fotos, Plots und Arzttermine angepinnt und baumeln dann an kleinen bunten, scharfen Nadeln wie an einem Galgen.

So erging es auch vermutlich Ryder Carroll? Bis er alles in ein Notizbuch schrieb und darüber nachdachte. Er entwickelte simple aber wirkungsvolle Methoden und verfeinerte diese über die Jahre immer mehr. Bullet-Journaling hilft, spontane Einfälle, kreative Tathergänge, Geburtstage der Schwiegereltern, Einkaufslisten und Deadlines zu ordnen und vor allem WIEDERZUFINDEN.

Um den Aufbau eines Bullet-Journals zu verstehen, braucht man nicht länger als vier Minuten. Ryder Carroll erklärt es auf YouTube und mittlerweile ist es auch auf Deutsch verfügbar. Ich stelle euch hier seine einfachsten Methoden vor.

Alles was ihr für ein „BuJo“ braucht, ist ein einfaches, normales Heft und ein Bleistift. Die meisten bevorzugen die Größe A5 und das beliebte punktkariert Muster, weil die Punkte das kreative Kritzeln unterstützen. Ich bin bei den karierten Seiten geblieben und leiste mir die Notizbücher von Leuchtturm Version 1917 (unbezahlte Werbung!). Pro Jahr brauche ich ca. 2 Stück. Das Notizbuch ist überall dabei und ich nehme es jeden Tag in die Hand. Die Seiten sind nummeriert und vor allem die Papierqualität passt zu mir und meinen Schreibgewohnheiten.

Charmant finde ich, dass Ryder Carroll seine Methode kostenlos im Internet teilte und damit geradezu eine Bewegung gründete. Seine Followerschaft auf Instagram „@bulletjournal“ beträgt 355 Tsd. Es ist diese Idee, den Kopf frei zu bekommen - für die wirklich wichtigen Dinge, die so sehr fasziniert. Denn es kommt einfach alles in das Notizbuch hinein: Termine, Notizen, Wünsche und bei uns Krimiautorinnen natürlich Plots und Mordspläne. Das „Wie“ ist das entscheidende. Denn um dieses „Alles“ was ja für jede und jeden sehr persönlich ist, zu strukturieren und vor allem, um wichtige Informationen wiederzufinden, kann man sein Bullet-Journal folgendermaßen aufbauen:


1. Der Index: Das Inhaltsverzeichnis!

Hierfür werden die ersten 2 oder 4 Seiten freigelassen. Über die Monate hinweg füllen sich diese Seiten. Konkret sieht das so aus: Ihr haltet nach einem Gespräch mit einem Verlag auf der Buchmesse in Leipzig wichtige Stichpunkte fest. Damit ihr sie wiederfindet, notiert ihr im Index: Seite 34 – 36 Buchmesse - Gespräch mit Verlag X.

Spontane Ideen für euren neuen Kurzkrimi schreibt ihr ebenfalls auf und haltet im Index fest:  Kurzkrimi Idee und Plot: Seite: 87 – 89, 104. Das heißt ihr findet alle eure Notizen dazu später auf den Seiten 87 – 89 und auf der Seite 104. Den „Kühlschrankinhalt des Protagonisten“ schreibt ihr auf Seite 113.  Es ist klar im Index auffindbar, was euer Held so isst und trinkt.

Nach dem Inhaltsverzeichnis kommt direkt das sogenannte „future log“.


2. Das „future log“ ist das Logbuch für die kommenden Monate.

Hierfür haltet ihr 4 - 6 Seiten am Anfang des Notizbuches frei. Jeder Monat bekommt z.B. eine halbe Seite und ihr haltet alles – stichpunktartig - in den jeweiligen Monatsspalten fest: Was kann kommen?

Was sollte nicht vergessen werden?

Bei mir sind das vor allem: Besondere Ausgaben, Termine und Geburtstage. D.h. der Jahresbeitrag 2022 für die Mörderischen Schwestern steht bei mir schon als „todo“ im Kasten: Dezember 2021.

Nun geht es mit dem eigentlichen Notizbuch los, nämlich mit dem jeweils aktuellen Monat.


3. Der aktuelle Monat bekommt eine eigene Seite: „monthly log“.

Hier wird ein einfacher Kalender handschriftlich aufgelistet. Eine Zeile ist ein Tag. Das aufschrieben per Hand hört sich umständlich an, zahlt sich indes aus. Der aktuelle Monat wird greifbarer und übersichtlicher und der alte Monat wird abgeschlossen. Ryder Carroll bezeichnet seine Bullet-Journal-Methode oft als analoge Antwort auf die Digitalisierung.

In der aktuellen Monatsauflistung werden die Termine und Uhrzeiten festgehalten. Also Tag und Uhrzeit für den Stammtisch der Mörderischen Schwestern werden notiert.

Der Kalender gibt sozusagen die Struktur der Ordnung vor. Denn auf der Seite danach kann man sich dann alles Mögliche für diesen einen Monat notieren: Persönliche Ziele, Termine, Aufgaben und Wünsche. Und alles was im „future log“ für diesen Monat zu berücksichtigen ist – wird übertragen. Also z.B. unter „Aufgaben für diesen Monat“ Verlag anrufen! Und vielleicht könnt ihr einzelne Aufgaben schon terminieren.


Wenn manche Tage besonders voll sind und die Termine eng getaktet, baue ich mir ein „daily log“ ein: Der volle Tag bekommt eine ganze Seite. Und ich schreibe alles hinein, was den Tag betrifft – auch die persönliche Notiz an mich: „Auch dieser Tag geht vorbei!“ Sind die Wochen sehr vollgepackt, kann man für den Monat z.B. vier Spalten anlegen. Jede Woche erhält eine Spalte und das sogenannte „weekly log“ entsteht. Nutzt das, was euch hilft und unterstützt. Die Notizen sollen nicht perfekt „aussehen“. Es kann auf manchen Seiten im wahrsten Sinne drunter und drüber gehen. Ja und? Wenn’s hilft!

Am Ende der Woche oder am Ende des Monats werden alle Aufgaben, die nicht erledigt werden konnten, in den neuen Monat „migriert“ – also überführt und mitgenommen (oder aber auf die Schnelle doch noch erledigt!). Vielleicht bin ich dann demnächst bei meiner persönlichen Zeiteinteilung wieder etwas vorsichtiger. Ich erhalte mit dem BuJo einen Überblick über meine Termine, Aufgaben und Deadlines und weiss: Aufpassen! Ich brauche in der nächsten Woche mehr Schreibzeit, weil die Überarbeitung ansteht.

Viele von uns werden instinktiv einige der Methoden und Werkzeuge bereits anwenden.

Mir persönlich gefällt, dass es auch um Reflektion geht: Was ist erledigt? Was kommt? Und ich denke auch darüber nach: Ist jenes oder dieses wirklich wichtig, wenn ja „Warum“? 

Das Credo zum Bullet-Journal sollte stets lauten: Wie hilft es mir?

Ich profitiere sehr von den „collections“ und habe für mich kreative „think tanks“ daraus gemacht. Das sind Ideenpools zu bestimmten Ereignissen oder Schreibprojekten, damit nichts verloren geht.

Die „collections“ und weitere Methoden von Ryder Carroll rund ums Bullet-Journal, stelle ich euch im nächsten Newsticker der Mörderischen Schwestern vor. 

Falls ihr die Bullet-Journal-Methode schon kennt, was sind eure Erfahrungen? Schreibt mir doch einfach: g.b.bendelⒶweb.de

Vor zwei Jahren ist das Buch zur Methode des Bullett-Journals erschienen und im letzten Jahr auch die Übersetzung auf Deutsch.

Die Bullett-Journal–Methode,
Ryder Carroll, ISBN: 9780525533337
Track the Past, Order the Present, Design the Future.

Instagram: @bulletjournal /@rydercarroll / #bulletjournal #bujo