Drei Fragen an ... Elisabetta Fortunato

Elisabetta Fortunato hat gerade ihren ersten Kriminalroman veröffentlicht und verrät, wie sie auf die Idee zu Giovanna Greifensteins ersten Fall kam.

In deinem Debüt-Krimi „Die List der Schildkröte“ geht es u. a. um ein verschwundenes Ausstellungsobjekt. Wie kamst du auf die Idee und woher nimmst du deine Inspiration?

Aus den Geschichten, die das Leben schreibt! Ich lese unglaublich gerne alle Arten von Zeitschriften, außerdem interessiert mich grundsätzlich, was andere Menschen zu erzählen haben. Zum Beispiel kam mir die Idee zu meinem Kriminalroman „Die List der Schildkröte – Ein Fall für Giovanna Greifenstein“, als ich ein Interview mit einem bekannten Gesicht aus der TV-Branche las. Der Mann brüstete sich damit, wie er ein antikes Relief illegal von einer Höhlenwand in Syrien abmeißeln und nach Deutschland bringen ließ. Sein offensichtlicher Stolz auf den gelungenen Grabraub, gepaart mit einer unerträglichen Arroganz, regten mich so sehr auf, dass ich ihm am liebsten die Bude eingerannt hätte, um das antike Objekt aus seinen Händen zu retten. Zu meinem Glück gab es aber schon am nächsten Tag eine harsche Antwort von einem bekannten Mainzer Archäologen. Ich schrieb ihm, er lud mich zu einer Wanderausstellung über Kriminalarchäologie ein und … der Rest ist Geschichte.

Es gibt viele unterschiedliche Krimi-Subgenres. Was erwartet deine Leser*innen in deinem Roman?

Vordergründig bekommen meine Leser*innen einen Whodunit, der in die Welt des Kunstdiebstahls und der süditalischen Archäologie führt. Da ich aber mehr dem genussreichen Leben als dem Morden zugewandt bin, Humor als erstes Gebot praktiziere, zudem ein großer Fan von besonderen Ermittler*innen (wie z.B. Takeda, Riley, Montalbano, Strike, Schiavone, Grappa) bin, nimmt das (Zusammen)Leben meiner Figuren den wichtigeren Teil meines Schreibens ein.

Meine Protagonistin Giovanna Greifenstein, ihre zwei besten Freunde Tommaso und Joschka, sowie die Putzfrau Maria sind ein liebenswert multikultureller, von neapolitanischem Aberglauben, kommunistischen Parolen und veganen Irrungen durchdrungener Chaosclub, in dem meistens gegessen und getrunken (am liebsten Espresso und Biscotti), oft spitzzüngig debattiert und gestritten (über Filmtitel und Giovannas Affären), aber vor allem gelacht und gelebt wird. Zumindest solange, bis ein scheußliches Verbrechen diesen fein tarierten Alltag durcheinander bringt.

Recherchen sind ein wichtiger Teil schriftstellerischer Arbeit. Wie hältst du es damit? Recherchierst du für deine Krimis?

Ja, ich recherchiere besonders gerne, was leider dazu führt, dass ich mich manchmal „ein bisschen“ verliere. In Sachbüchern schmökern, mit Experten diskutieren oder zu den Schauplätzen reisen, fressen viel Zeit auf. Dass sie gut investiert ist, weiß ich aber spätestens seit meiner Krimikurzgeschichte „Die Conchiermaschine.“ In dieser geht es um eine Frau, die so stark von dem Wunsch durchdrungen ist, eine professionelle Herstellungsmaschine für Schokolade zu besitzen, dass sie bereit ist, über Leichen zu gehen. Die Geschichte stand fest, im Internet hatte ich die vermeintlich perfekte Maschine entdeckt, und es ging nur noch darum, einige technische Kleinigkeiten zu klären. Doch nach dem einstündigen Telefonat mit dem Geschäftsführer der Herstellerfirma wusste ich: Meine Idee funktioniert so nicht! Denn nicht nur hätte das ausgewählte Gerät beim Einschalten sämtliche Sicherungen im Ort durchbrennen lassen, es wäre auch kurz darauf durch den Küchenboden in den Keller gekracht …

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Homepage: https://www.elisabettafortunato.de

(Die Fragen stellte Sybille Baecker.)

Aktuelle Veröffentlichung:
„Die List der Schildkröte
– Ein Fall für Giovanna Greifenstein“
spiritbooks Verlag
ISBN: 978-3-946435-84-6