Magisch und mörderisch gut – Meerschreibzeit in Tunesien
von Carla Capellmann
Passend zum »NaNoWriMo« hatten die Teilnehmerinnen des Schreibretreats, organisiert von Carla Capellmann, Antje Backwinkel und Caroline Mascher, vom 03.11. bis 01.12.2023 in einem Clubhotel an der tunesischen Küste Zeit, in die Tasten zu hauen und zwischendurch beim Strandspaziergang die Seele baumeln zu lassen.
Schreiben, schreiben, schreiben. Und das im November, dem »NaNoWriMo - National Novel Writing Month«, in dem sich Schreibende rund um den Globus in ihre Schreibprojekte stürzen, um erst 50.000 Wörter später wieder aufzutauchen. Das hat mich vor über zehn Jahren bis ans Ende meines Krimi-Erstlings getragen. Vom Gedanken des Schreibens in Gemeinschaft inspiriert haben wir – drei leidenschaftliche Autorinnen und Meerliebhaberinnen – uns gedacht, dass das Schreiben in einer Gemeinschaft vor Ort, am Meer und mit viel Sonnenschein, um ein Vielfaches leichter von der Hand gehen wird. Noch dazu, wenn rund herum für alles gesorgt ist, ohne Alltag, sondern mit Verwöhnprogramm.
Gedacht, geplant, umgesetzt. Auf unsere Initiative hin sind im November 2023 elf AutorInnen aus den verschiedenen Ecken Deutschlands in einem Club an der tunesischen Küste zur ersten Meerschreibzeit zusammengekommen. Der Reisezeitraum wurde dabei von jeder Autorin individuell gewählt. Die Schreibprojekte waren vielfältig – vom Krimi bis zum Liebesroman, vom Schreiben eines ersten Entwurfs bis zur letzten Überarbeitung. Mit dabei waren VerlagsautorInnen ebenso wie SelfpublisherInnen.
Um von Anfang an sicherzustellen, dass der Fokus auf dem Schreiben liegt, gleichzeitig aber auch das eigene Wohlergehen sowie der Austausch nicht zu kurz kommen, haben wir uns alle täglich Ziele gesetzt: fürs Schreiben, für uns selbst, für den Austausch. Auf einer Zielsetzungstafel im eigens für uns eingerichteten Schreibsaal (mit Meerblick!) hat jede für sich am Morgen ihre Tagesziele notiert und ist entsprechend fokussiert in den Schreibtag gestartet – entweder am persönlichen Tisch im Schreibsaal oder aber an einem anderen Platz. Im Club gibt es viele Möglichkeiten und man hätte täglich einen neuen Schreibort finden können. Die meisten von uns haben den Schreibsaal genutzt, in dem die Konzentration und kreative Energie förmlich zu spüren waren. Da floss es bei manchen nur so und das Schreibziel wurde öfter mal bereits in der Schreibsession am Vormittag erreicht.
Spaziergänge am Strand, Kanufahrten, Schwimmen oder einfach nur dem Meeresrauschen lauschen, Yoga, eine Massage oder ein Ausflug ins nahe gelegene Hammamet sorgten zwischendurch immer wieder für einen freien Kopf und frische Inspiration. Wenn es dennoch klemmte, halfen Gespräche in kleiner Runde, manchmal sogar nur ein Stichwort, um die Schleusen wieder zu öffnen.
Abends haben wir uns dann zum Aperitif über das Erreichen unserer Tagesziele ausgetauscht, gefolgt von Lesungen, Feedbackrunden oder Impulsvorträgen, sei es zu Pressearbeit oder hilfreichen Softwareprogrammen für AutorInnen. Nach dem gemeinsamen Dinner haben wir den Tag ausklingen lassen, mal an der Bar, mal bei einer Show, beim Tanzen oder mit Live-Musik.
Losgelöst von allem und inspiriert, lief das Schreiben wie von selbst. Mein persönliches Schreibziel, eine erste Überarbeitungsrunde meines Liebesromans, habe ich in den vier Wochen erreicht, und zwar ganz entspannt bei viel Meer, Sonne, Yoga, Stretching, Pilates und in einer wunderbaren Gemeinschaft.
Mein Fazit: Es war eine mörderisch produktive und magische Zeit mit intensivem Austausch, die wir in diesem Jahr unbedingt wiederholen wollen. Entspannt und unter Gleichgesinnten schreibt es sich einfach unglaublich gut!
Auch 2024 ist wieder eine Meerschreibzeit geplant. Nähere Informationen dazu gibt es hier: www.meerschreibzeit.de
© Carla Capellmann
Ich bin bei den Mörderischen Schwestern ...
Allein in der Schreibstube? Ja. Aber mit Kolleginnen diskutieren, sich austauschen, lesen – dann wird aus Einsamkeit kreative Gemeinsamkeit. (Monika Buttler)
