Krimitipp Mai 2025

Catherine Duval empfiehlt...

... „Vertrau mir nicht“ von Andrea Revers

Enkeltrick war gestern – als reiche Rentnerin getarnt ermittelt die pensionierte Kommissarin Frederike auf einem Mosel-Kreuzfahrtschiff. Als an Bord ein Mord geschieht, tun sich Abgründe auf. Zum Glück hat Frederike wie immer Rückendeckung durch ihren Freund Willi, ehemaliger forensischer Psychologe. Doch plötzlich ist Willi wie vom Decksboden verschluckt. Wem kann Frederike noch vertrauen?

"Vertrau mir nicht" ist bereits der fünfte Band um die sympathische Eifeler Miss Marple Frederike, die wieder einmal beweist, dass man sie trotz Pensionierung niemals unterschätzen sollte. Wie es sich für einen Cosy-Crime-Fall gehört, kommt das Lokalkolorit nicht zu kurz.
Besonders interessant wird die Ermittlung durch das ungewöhnliche Setting: Der Autorin gelingt es, jedem Raum des labyrinthischen Flusskreuzfahrtschiffes ein spezielles Flair zu geben.
Bis zum Schluss bleibt es spannend, wer hinter dem Mord an dem jungen Barkeeper Claudio steckt. Denn es treiben sich allerhand bunte Persönlichkeiten auf dem Schiff herum. Es gibt mehrere überraschende Wendungen. Durch einen Einbruch bei Frederike zu Hause kommt ihr das Verbrechen näher als ihr lieb ist. Für den Leser hat das den Vorteil, dass er auch in diesem Band der Reihe auf Frederikes Kater Hannelore nicht verzichten muss.

Cosy Crime mit viel Eifeler Lokalkolorit – eine klare Leseempfehlung!

Andrea Revers

ist Diplom-Psychologin und ausgebildete Journalistin und Marketing-Beraterin, hat außerdem Publizistik und Kommunikationswissenschaften studiert, Ausbildung zur Journalistin und Marketing-Beraterin. Sie lebt in der Eifel, wo auch ihre Cosy-Crime-Romane um die pensionierte Kommissarin Frederike Suttner spielen.

https://www.andrearevers.de/

Catherine Duval

"Savoir-vivre trifft Mord und Totschlag" ist das Motto der Cosy-Crime-Reihe von Catherine Duval. Der zweite Band "Intrigen an der Loire. Ein Fall für Baron Philippe" ist im April 2025 erschienen. Weil die Autorin längere Zeit dort gelebt hat und sich dort bestens auskennt, macht sie die Schlösser der Loire zum Schauplatz von Verbrechen.
Instagram: @catherine_duval_autorin

 

Krimitipp April 2025

Mörderische Schwester Talia Moritz empfiehlt ...

... "Zwirntod: Der Handarbeitsclub ermittelt" von Leonie Kramer

Bei Renovierungsarbeiten im Gasthof Zum Lindenwirt im fiktiven Ort Madlfing wird ein Skelett gefunden. Zunächst gehen Kommissar Wallenstein und sein Team von einem archäologischen Fund aus – wären da nicht die verräterischen Turnschuhe an den Füßen des Skeletts. Gibt es eine Verbindung zu einem alten Fall? Auch der Madlfinger Krimi- und Handarbeitsclub (MKHC) ermittelt. Kurz darauf gibt es einen Todesfall im beschaulichen Blauen Land …

Ich liebe die Bücher von Leonie Kramer und habe Zwirntod, den dritten Band der Reihe, sehr gern gelesen. Besonders gelungen finde ich die Kapitel-Überschriften, die mit ihrer sprachlichen Doppeldeutigkeit amüsieren (zum Beispiel: 1. FADEN Nicht nur in Märchen, sondern auch in Krimis wird gesponnen oder 7. FADEN Verhaspeln kann man sich nicht nur mit Worten).

Die Todesfälle in Madlfing, einem fiktiven Ort im Blauen Land, sind originell konstruiert, denn jedes Mal spielt eine andere Handarbeitstechnik eine Rolle: Im ersten Band (Maschenmord) wird jemand mit einem selbst gestrickten Lace-Schal im örtlichen Handarbeitsladen erdrosselt, im zweiten Band (Wollwut) finden die Damen des MKHC im Wellnessbereich des Moorbads Bad Kohlgrub eine Leiche, die in einem Färbeimer mit Indigoküppe ertränkt wurde und im hier empfohlenen dritten Band liegt eine Handspindel neben einer bereits skelettierten Leiche, die bei Renovierungsarbeiten im Gasthof Zum Lindenwirt entdeckt wird.

Neben dem eigentlichen Kriminalfall und den Ermittlungen gilt es, die privaten Verwicklungen der Protagonisten zu verfolgen. Im Fokus steht hier vor allem die unerfüllte Liebe des Kommissars zur Besitzerin des Handarbeitsladens.

Der Schreibstil der Autorin, die mit ihrer Familie in der Nähe von München wohnt, ist durchsetzt mit Sprachwitz und gut zu lesen. Amüsante Begebenheiten, wie zum Beispiel der Handarbeitsclub, der sich am See zum Spinnen versammelt, um Wallenstein und seinen SEK-Kollegen beim Baden zuzusehen, lockern die Geschichte auf. Das Ende des Buches bzw. die Auflösung des Falles ist überraschend.

Zwirntod: Der Handarbeitsclub ermittelt ist ein amüsanter Regionalkrimi, der einen beim Lesen für eine kurze Zeit in eine andere Welt entführt.
 

Zwirntod: Der Handarbeitsclub ermittelt
(Ein Fall für den Madlfinger Handarbeitsclub, Band 3)
Blanvalet, erschienen am 20.11.2024
ISBN 978-3734113864
432 Seiten, auch als eBook und Hörbuch erhältlich


Die Autorin des Buches Leonie Kramer wuchs am Fuße des Wettersteingebirges auf. Sie studierte Volkskunde, arbeitete als Hutmacherin und ist heute Restauratorin und Expertin für ausgefallene Handarbeitstechniken. Es ist ihr mit ihren Krimis gelungen, eine Nische zu besetzen. Bei ihren Lesungen sitzen Frauen beim Kaffee zusammen und stricken, häkeln oder sticken, während sie Leonie Kramer aufmerksam lauschen. Alles Wichtige wie das Stricken und Geschichtenerzählen brachte ihr ihre Großmutter bei. https://www.madlfing.de/

Talia Moritz ist seit Juli 2023 Mitglied bei den Mörderischen Schwestern und u. a. Autorin der Krimireihe Lana Beckhttps://www.talia-moritz.de/

Krimitipp März 2025

Mörderische Schwester Katja Szimmat empfiehlt...

... "Wenn die Vergeltung später kommt"  von Anna-Maria Aurel

In einem Vorort von Marseille passiert ein tragischer Unfall mit Fahrerflucht. Das Opfer, ein 17-jähriger Junge, der mit seinem Fahrrad unterwegs war, stirbt auf dem Weg ins Krankenhaus. Im Leben der Familie des Jungen ist nach dem Unfall nichts mehr, wie es einmal war. Vor allem der Vater des Jungen gibt keine Ruhe. Er will, dass der Fall endlich aufgeklärt und der Täter gestellt wird.

Die Autorin Anna-Maria Aurel konnte mich mit diesem Buch ein weiteres Mal mit ihrem Schreibstil überzeugen. Das Buch ist durchweg spannend und flüssig zu lesen.
Der Fall wird aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet: Die Autorin beschreibt, wie es in der Familie des Opfers nach der Tat zugeht, aber auch, was der Täter denkt und fühlt, wie er mit seiner Schuld umgehen muss und auch umgeht.
Dies alles ist keine einfache Kost, aber genau das macht dieses Buch interessant. Es geht hier sozusagen „richtig zur Sache“, zum Beispiel erhält der Täter, der inzwischen längst woanders wohnt, eines Tages einen Brief, der unter anderem die folgenden Sätze enthält:

„Du hast geglaubt, dass du damit davonkommst, dass keiner dich findet. Aber ich habe dich gefunden. Und nun wirst du dafür bezahlen, Auge um Auge. Zahn um Zahn.“ (eBook, S. 49)

Das Ende dieses Thrillers ist rasant und beeindruckend – und natürlich nicht allzu befriedigend ob der schlimmen Geschichte. Dennoch ist es für mich ein herausragendes Buch, das ich vor allem denjenigen empfehle, die gerne eher emotionale Thriller lesen.

„Triggerwarnung“: In diesem Krimi Buch geht es um eine grauenvolle Tat mit verhängnisvollen Folgen für alle Beteiligten. Nichts für schwache Nerven!

 

Buchdetails:
Anna-Maria Aurel: "Wenn die Vergeltung später kommt"
Selfpublishing, erschienen am 21.01.2025
ISBN 979-8307320655
278 Seiten, auch als eBook erhältlich

Anna-Maria Aurel, Mörderische Schwester und Autorin dieses Buches, kommt ursprünglich aus Österreich, lebt aber schon seit über 25 Jahren in Frankreich. Dort ist sie als Autorin, freiberufliche Übersetzerin, Fremdenführerin und Reiseleiterin tätig. Nach zwei erfolgreichen Krimiserien bei Verlagen ist „Wenn die Vergeltung später kommt“ ihr erster (Standalone-) Thriller, der im Selfpublishing erschienen ist.

Mehr zur Autorin: https://annamariaaurel.com/

Katja Szimmat ist seit Januar 2024 Mitglied bei den Mörderischen Schwestern und seit dem Herbst 2024 im Redaktionsteam für den monatlichen Krimiticker.
Auch auf ihrem Buchblog und bei Instagram beschäftigt sich die Lektorin vor allem mit den neuesten Krimis und Thrillern, Webseite: https://dauerleserin.de, Instagram: @dauerleserin

Krimitipp Februar 2025

Mörderische Schwester Daniela Hartinger empfiehlt ...


... "Mord im Böhmischen Prater" von Beate Maly

Bereits zum neunten Mal ermitteln die pensionierte Lateinlehrerin Ernestine Kirsch und ihr Freund Anton Böck, Apotheker im Ruhestand, im Wien der Zwischenkriegszeit. Der beschauliche Sonntagsausflug in den Böhmischen Prater endet abrupt, als die Hündin von Antons Enkelin unter dem Musikpavillon menschliche Überreste erschnüffelt. Bald geht das Gerücht um, es handle sich bei der Leiche um die schöne Mizzy, die einst über Nacht mit einem reichen Liebhaber fortgegangen sein soll.

Der Roman spielt hauptsächlich am Böhmischen Prater, der heute weit weniger bekannt ist als der Wiener Prater. Zudem spielt die Ziegelfabrik am Laaer Berg, die zu dieser Zeit einer der größten Arbeitgeber in der Umgebung war, eine tragende Rolle. Die Lesenden erfahren einiges über die Arbeitsbedingungen der hauptsächlich aus Böhmen und Mähren stammenden Belegschaft. Ebenso wird – wie auch in den Vorgängerbänden – der aufkeimende Judenhass in Wien auf subtile, aber dadurch besonders eindringliche Weise thematisiert, erfährt Antons Schwiegersohn, Kommissar Erich Felsberg, doch allerlei Anfeindungen von seinen Kollegen und Untergebenen.

Wie in allen Büchern dieser Reihe sind die Haupt- und Nebencharaktere lebendig und bildhaft dargestellt. Die neugierige Ernestine und den Mehlspeisen-süchtigen Anton muss man einfach ins Herz schließen.

Wer historischen Cosy Crime, Wiener Flair und humorig-realistische Charaktere mag, wird mit Mord im Böhmischen Prater ‒ oder gleich der ganzen Reihe ‒ viel Freude haben.

 

Buchdetails:

Beate Maly; Mord im Böhmischen Prater
Emons, erschienen am 21.11.2024
ISBN: 978-3740823276
256 Seiten, auch als E-Book und Hörbuch erhältlich

Daniela Hartinger, geboren in Tirol, lebt in München und ist als freischaffende Romanübersetzerin und Autorin tätig. Sie liebt klassische Detektivromane mit kniffligen Rätseln und sammelt mit Vorliebe Agatha-Christie-Romane in verschiedenen Sprachen. Website: danielahartinger.de

 

 

 

Krimitipp Januar 2025

Katja Szimmat empfiehlt ...

... „Lana Beck und die Tote im See“
von Talia Moritz

Lana Beck und die Tote im See“ ist der neunte Fall für die Münchner Kommissarin Lana Beck und ihr Team: Das Boot einer bekannten Grünen-Politikerin treibt leer auf dem Ammersee. Schnell gerät der Ehemann der Vermissten unter Verdacht und es gibt auch Anhaltspunkte für politische Motive, aber dann kommt auf einmal alles ganz anders …

Ich habe „Lana Beck und die Tote im See“ gern gelesen. Diese Geschichte ist wie alle Bände dieser Regionalkrimiserie aus dem Leben gegriffen und berührt die Leserschaft. Diese Realitätsnähe ist eine besondere Stärke der Serie, die den Zeitgeist trifft. Themen wie Hetze im Internet, gewalttätige Angriffe auf Politikerinnen und Politiker sowie Radikalisierung sind geschickt in die spannende Handlung eingebettet. All dies ist gekonnt in einer spannenden Geschichte verpackt.

Talia Moritz (ein Pseudonym) schreibt flüssig und gut lesbar. Das Ende des Buches bzw. die Auflösung des Falles ist überraschend. Die Ich-Perspektive und das Präsens als gewählte Erzählzeit machen die Geschichte lebendig. Wichtig: Man kann das Buch auch gut lesen, wenn man die Vorgängerbände nicht kennt.

Hier noch ein veritabler „Gänsehaut-Satz“ aus diesem Buch: „Einmal nicht aufgepasst, einmal eine Situation falsch eingeschätzt, einmal etwas nicht ernst genommen. Das passiert schneller, als uns lieb ist.“ (eBook, S. 236)

„Lana Beck und die Tote im See“ ist ein aktueller Regionalkrimi mit Tiefgang, den man nicht verpassen sollte.
 

Talia Moritz: Lana Beck und die Tote im See
Selfpublishing, erschienen am 15.09.2024
ISBN 979-8339343486
298 Seiten, auch als eBook erhältlich


Die Autorin Talia Moritz lebt im Münchner Umland und widmet sich seit einigen Jahren dem Schreiben. Sie schreibt nach eigenen Angaben „ohne Plan“ und ist oft selbst davon überrascht, was ihre Hauptprotagonistin Lana Beck bei ihren Ermittlungen erlebt. Mehr zur Autorin: https://www.talia-moritz.de/

Katja Szimmat ist seit Januar 2024 Mitglied bei den Mörderischen Schwestern und seit dem Herbst im Redaktionsteam für den monatlichen Krimiticker. Auf ihrem Buchblog dauerleserin.de bloggt sie vor allem über die neuesten Krimis und Thriller.