Krimitipp November 2024
Mörderische Schwester Kaja Neff empfiehlt ...
... "So hässlich die Lüge" von Melisa Schwermer
Dieser Thriller beginnt mit einem Szenario, das selbst erfahrene Ermittler herausfordert: Eine Sechzehnjährige wird erstochen und das Kind, auf das sie aufpassen sollte, verschwindet spurlos. An der Wand des Kinderzimmers stehen vier Buchstaben: LUST.
Ich habe mich beim Lesen sofort gefragt, was mit dem Kind geschehen ist.
Als neue Verbrechen geschehen, finden die Ermittler heraus, dass eine Party und der Selbstmord einer Schülerin vor fünfzehn Jahren mit den aktuellen Taten zusammenhängen. Aus persönlichen Gründen wird der Hauptermittler Fabian Prior von dem Fall abgezogen und ermittelt auf eigene Faust weiter.
Man wird beim Lesen selbst in diese Vergangenheit eingeführt, denn die unterschiedlichen Zeitebenen werden gekonnt miteinander verknüpft.
Die Opfer in einem Krimi werden schnell vergessen und spielen nur als auslösendes Moment eine Rolle. Das ist manchmal nicht zu ändern. Aber die Autorin ergreift die Gelegenheit, das übliche Schema aufzubrechen. Und das ist eine große Stärke des Buches: ein schmaler Grat zwischen Sensibilität und Realität, Spannung und Drama. Melisa Schwermer gelingt diese Gratwanderung. Sie hat einen Thriller geschrieben, der mich berührt hat und dessen Story hängenbleiben wird.
Die Autorin Melisa Schwermer ist Germanistin und lebt im Raum Frankfurt, der Heimat ihrer Hauptfigur Fabian Prior. In ihren Büchern wird nicht nur danach gefragt, wer der Täter ist, sondern auch, was hinter einer Tat steckt. Denn Melisa Schwermer ist überzeugt davon, dass niemand als Mörder geboren wird. Mehr zur Autorin: https://melisa-schwermer.com/
Melisa Schwermer: So hässlich die Lüge
Selfpublishing, erschienen am 14.06.2022
ISBN 979-8836164201
TB 355 S., auch als eBook erhältlich
Kaja Neff hat Theaterwissenschaft studiert und in der Film- und Fernsehbranche gearbeitet. Sie hat als Dramaturgin Serien wie „In aller Freundschaft“ und „Hauptstadtrevier“ betreut und als Autorin u. a. für „XY-ungelöst (und gelöst)“ geschrieben. Vor vier Jahren hat sie ihren ersten Thriller „Der Junge im Wald“ herausgebracht. Bald soll mit „Rotkäppchen ist der Wolf“ ihr zweiter Psychothriller folgen. Mehr zu Kaja Neff: https://karin-neff.jimdosite.com/
Krimitipp Oktober 2024
Autorin Helene Baumann empfiehlt ...
... "Das Schweigen des Wassers" von Susanne Tägder
Ein Debütroman der Sonderklasse: "Das Schweigen des Wassers" von Susanne Tägder beeindruckt auf vielen Ebenen. Auf der Grundlage eines wahren Falles entfaltet sich mit präziser Sprache ein beklemmendes Erstlingswerk, das sich nicht nur auf kriminalistischer, sondern auch auf gesellschaftlicher und politischer Ebene mit großen Themen auseinandersetzt: Gerechtigkeit, Freiheit, Heimat und die Suche nach Wahrheit.
Zeitlich gehen wir zurück in die Jahre 1979 und 1992, in denen ein Mordfall in der damaligen DDR zunächst nicht aufgeklärt werden kann oder soll. Der anfänglich Verdächtigte muss freigelassen werden, weil er ein unschlagbares Alibi hatte: Zur vermuteten Tatzeit stand er auf der Bühne und begleitete als Musiker eine Tanzveranstaltung. Für die Menschen der Gegend bleibt er dennoch der Mörder, stirbt vereinsamt, verwahrlost durch die Hand eines anderen Täters. Jetzt tritt Kriminalkommissar Arno Groth auf den Plan, der in der Wendezeit als Aufbauhelfer Ost von Hamburg aus in seine Heimatstadt zurückgeschickt wird. Als ehemaliger Mecklenburger wird er nun konfrontiert mit denen, die nicht rübergemacht haben, die der neuen Zeit und auch ihm mit Misstrauen, Verschlossenheit, sogar Sabotage begegnen.
Dieser Roman ist sehr vielschichtig, und das macht ihn für mich so wertvoll. Die Autorin skizziert eindrucksvoll menschliche Schicksale und legt die tiefen Wunden offen, die eine Gesellschaft ihren Mitgliedern zufügen kann. Die Geschichte reflektiert die Zerstörung von Leben nicht nur durch kriminelle Handlungen, sondern auch durch gesellschaftliche Mechanismen und politische Verwerfungen. Das geschieht allerdings nicht anklagend, sondern leise, fast melancholisch. Es ist kein Zufall, dass sich der ermittelnde Kommissar mit der Figur des Hungerkünstlers von Kafka beschäftigt.
Mit scharfen Konturen zeigt Susanne Tägder die Begegnung zwischen Ost und West, geprägt von Missverständnissen und Vorurteilen, aber auch von Hoffnung. Es ist ein vielschichtiger Gesellschaftsroman, der sich sensibel mit der Zeit nach der Wende auseinandersetzt, sich nicht in Stereotypen erschöpft, sondern authentisch den damaligen Zeitgeist nachzeichnet. Zudem kommt die Frage nach dem Opfer-Täter: Was bedeutet es, als unschuldig Verdächtigter im Mittelpunkt eines Verbrechens zu stehen? Kann es wahre Gerechtigkeit überhaupt geben?
Die emotionale Obdachlosigkeit, die durch fundamentale Ungerechtigkeit entsteht, durchdringt das Werk. Es ist ein Krimi, aber vor allem ein Buch über den schmerzhaften Weg zur Wahrheit und die Schwierigkeit, mit der Vergangenheit abzuschließen. Spoiler: Hier klicken keine Handschellen am Ende. Stattdessen bleiben die Leser:innen mit der Frage zurück: Was bedeutet Gerechtigkeit wirklich?
Als Zeitzeugin hat mich der Roman tief berührt. „Bücher finden ihren Weg“, verrät die Autorin in einem Telefoninterview. Ich meine, sie dabei lächeln zu sehen. Wie das Wasser, denke ich.
Susanne Tägder ist als Juristin in Karlsruhe tätig gewesen. Sie lebt mit ihrer Familie teils in der Schweiz und teils in Kalifornien.
Susanne Tägder: Das Schweigen des Wassers
Tropen Verlag 2024
336 Seiten
E-Book & Paperback
Helene Baumann war immer schon begeisterte Krimi-Leserin, jetzt schreibt sie selbst. Seit Anfang 2023 ist sie Mitglied bei den „Mörderischen Schwestern“, liebt den Austausch mit den anderen Krimi-Begeisterten und ist kurz vor der Veröffentlichung ihres eigenen Debutromans "Tödliche Täuschung - Anja Wesseling ermittelt". Er erscheint demnächst.
https://helenebaumann.de
Krimitipp September 2024
Katja Szimmat empfiehlt ...
... Gefährlicher Isarblick
von Marie Bonstein
Während des alljährlichen Oktoberfests wird die gute Stimmung getrübt. Eine ältere Dame will in einem Hotel nahe der Wiesn einen Mord beobachtet haben. Am nächsten Tag wird die vermeintliche Zeugin tot aufgefunden. Clara Liebig und ihr Team ermitteln auf Hochtouren: Wer ist das Wiesnphantom?
„Gefährlicher Isarblick“ ist bereits der dritte Fall für Kommissarin Clara Liebig von der Münchner Kripo und ihr Team. Auch beim Lesen dieses Falls hat meine Sympathie für Clara Liebig und ihren engsten Kollegen mit dem originellen Namen Thorwald von Weidecke nicht nachgelassen. Marie Bonsteins flüssiger Schreibstil hat mich ein weiteres Mal überzeugt. Das gesamte Buch konnte man flüssig lesen, und es punktet bei mir vor allem durch die authentischen, teilweise echt witzigen Dialoge. Noch dazu lernt man einige wichtige Münchner Sehenswürdigkeiten kennen.
„Gefährlicher Isarblick“ erfüllt meiner Meinung nach alle Anforderungen, die im Allgemeinen an einen lesenswerten Regionalkrimi gestellt werden. Noch dazu ist die Auflösung des Falls viel komplexer, als man es zu Beginn des Buches vermuten könnte.
Ich empfehle diesen Krimi allen, die gerne Regionalkrimis mit jeder Menge Lokalkolorit lesen. Übrigens muss man die Vorgängerbände nicht gelesen haben, um gut in das Buch reinzukommen.
Und ja, klar, der Erscheinungstermin für das Buch ist gut gewählt, in Kürze beginnt das Münchner Oktoberfest.
Die Autorin Marie Bonstein ist in München-Schwabing aufgewachsen und Mitglied bei den Mörderischen Schwestern. Seit 2020 schreibt sie unter ihrem Pseudonym Marie Bonstein Kriminalromane.
„Gefährlicher Isarblick“ ist ihr neuester Isar-Krimi und der dritte Fall für Clara Liebig und ihr Team.
Mehr zur Autorin auf mariebonstein.de
Gefährlicher Isarblick
between pages by Piper, 29.08.2024
ISBN 978-3492507677
268 Seiten, auch als eBook veröffentlicht
Katja Szimmat ist seit Januar 2024 Mitglied bei den Mörderischen Schwester, und seit Kurzem gehört sie zum Redaktionsteam für den Krimiticker. Ihre erste Veröffentlichung liegt sehr lange zurück, aber inzwischen hat sie wieder mit dem Schreiben angefangen. Auf ihrem Buchblog dauerleserin.de bloggt sie vor allem über Kriminalromane und Thriller. Auf Instagram findet man sie unter www.instagram.com/dauerleserin
Krimitipp Juli 24
Neuzugang Natascha Kippes empfiehlt... Die Schwester
... von Petra Johann
Rütten und Loening, Berlin - Mai 2023
Lisa, eine erfolgreiche Ärztin, verschwindet plötzlich. Mara, ihre jüngere Schwester, begibt sich auf die Suche nach Lisa. Während der Suche erfährt sie, dass Lisa viele Geheimnisse vor der Familie hatte.
Das Buch hat mich von der ersten Seite an gefesselt, weil durch immer neue Wendungen bis zum Schluss nicht klar war, was mit Lisa geschehen ist. Ist sie freiwillig gegangen oder wurde sie Opfer eines Verbrechens?
Besonders gut gefallen hat mir, dass die Autorin rechtliche Gegebenheiten, die bei einer Vermisstensuche relevant sind, authentisch in das Buch hat einfließen lassen. Diese gründliche Recherche trägt dazu bei, dass für die Lesenden zu jeder Zeit klar nachvollziehbar ist, weshalb die Polizei so handelt wie sie handelt und weshalb Lisas Angehörige eigene Maßnahmen ergreifen, um sie zu finden.
Petra Johann thematisiert in ihrem Buch Probleme der heutigen Zeit. Lisa, eine fürsorgliche Ärztin, die glücklicher nicht sein könnte, wahrt den Schein für ihre Familie, obwohl sie todunglücklich ist. Die Autorin spricht damit eindrucksvoll den ständigen Leistungsdruck in unserer Gesellschaft und das Gefühl, stets der Norm entsprechen zu müssen, an.
Darüber hinaus hat die Autorin in ihrem Krimi ein weiteres, ernsthaftes Thema angeschnitten, das für mich erst nach der letzten Seite im ganzen Ausmaß ersichtlich wurde. Durch kleine Hinweise in den Kapiteln hat sie immer wieder auf das eigentliche Hauptthema des Buches indirekt hingewiesen. Die Auflösung – insbesondere der Wendepunkt – war jedoch für mich nicht vorhersehbar.
Dieses Buch hat mich nachdenklich zurückgelassen. Für mich daher eine absolute Leseempfehlung.
Mein Name ist Natascha Kippes, ich lebe im fränkischen Saaletal und bin seit Anfang 2024 Mitglied bei den Mörderischen Schwestern. Am liebsten hole ich mir die Inspiration für meine Bücher direkt vor der Haustür. Mein erstes Buch „Schnappschuss in den Tod“ erschien Ende 2022. Im Oktober 2024 steht meine nächste Veröffentlichung an. Wenn ich nicht gerade an meinem Schreibtisch sitze, dann probiere ich gerne neue Koch- und Backrezepte aus.
Instagram-Profil (Autorinnenseite): https://www.instagram.com/nataschakippes_autorin?igsh=MWswcDU5dHhybXdnNg%3D%3D&utm_source=qr
Krimitipp Juni 2024
Mentoring-Schwester Monika Arend empfiehlt …
… Weilertod von Anne Schmitz
Das Bergische Land - Idylle pur, sollte man meinen. Doch plötzlich geht es hinter der friedlichen Fassade recht blutrünstig zu.
Klappentext:
Ein älterer Herr sitzt in seiner Küche am Frühstückstisch – in seinem Kopf steckt ein Messer. „Wer tut so etwas?“, fragen sich nicht nur die schockierten Nachbarn, sondern auch die Kölner Kriminaloberkommissarin Inga Laudenbach und ihre Kollegen.
Was verbirgt sich hinter der idyllischen Fassade des kleinen Weilers im Oberbergischen? Welche Geheimnisse hüten die Anwohner? Als wenig später eine pensionierte Lehrerin in ihrem Haus in einem Gummersbacher Villenviertel auf ähnliche Weise ermordet wird, stehen die Kripobeamten vor einem Rätsel. Kannten die Opfer einander? Oder ist hier ein Serienmörder am Werk?
Rezension:
Der erste Krimi aus der Feder der Wipperfürther Autorin Anne Schmitz hat mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt. Das harmlos anmutende Cover und der Titel täuschen darüber hinweg, dass in der Geschichte viel Blut fließt. Durch den multiperspektivischen Schreibstil erfährt der Leser, wie die jeweiligen Figuren ihre Umgebung und ihre Mitmenschen wahrnehmen. Das Lokalkolorit wird wunderbar vermittelt. Man reist im Geiste durch die bergische Landschaft, wobei es keine Rolle spielt, ob man die Gegend kennt oder nicht. Alles wird lebhaft beschrieben, egal, ob es sich um die Vegetation, Gebäude oder Personen handelt. Der Plot ist sehr gut durchdacht und das Ende absolut überraschend. Auch Humor und Schmunzelfaktor sind vorhanden.
Über die Autorin:
Ob Nervenkitzel während einer Verbrecherjagd oder Abenteuer in fantastischen Welten - Anne Schmitz lässt ihre Leser*innen in spannende, unvorhersehbare und mitreißende Geschichten eintauchen. Anne Schmitz, geboren 1978 im Bergischen Land, absolvierte eine Ausbildung zur staatlich anerkannten Erzieherin in Köln und lebt heute mit ihrer Familie in Wipperfürth. Anne Schmitz hat bereits mehrere Kurzgeschichten-Preise abgestaubt. Ihr bislang größter Erfolg ist die Aufnahme ihrer Geschichte „Frei Tod“ in Sebastian Fitzeks Anthologie „Identität 1142“.
Mehr über die Autorin auf ihrer Webseite
www.anne-schmitz.com
Monika Arend stellt sich vor:
Monika Arend lebt mit ihrem Mann im Oberbergischen Land. Seit der Kindheit „verschlingt“ sie Bücher und bringt selbst zu Papier, was sie bewegt. Nach einem Studium in kreativem Schreiben hat sie drei Romane veröffentlicht. Im Sommer 2024 erscheint „Abgrundtiefe Algarve“, ihr zweiter Krimi. 2020 hat sie das Ehrenamt der Mentoring-Schwester übernommen. Eine wunderbare Gelegenheit, sich durch zahlreiche Manuskriptentwürfe zu lesen, Mentoring-Tandems zusammenzubringen und damit anderen Schwestern Starthilfe beim Krimischreiben zu vermitteln.
Mehr über Monika Arend auf ihrer Website:
www.monika-arend.de
Anne Schmitz: Weilertod
Bergischer Verlag, 2021
Krimitipp Mai 2024
Unsere „Mörderische Schwester“ Karen Hemmrich empfiehlt …
… Barrington – Mord in St. Applewood von A.W. Benedict
Nach 30 Jahren Leerstand weht ein neuer Wind durch die Cider-Brauerei im schottischen St. Applewood. Doch nicht alles läuft so, wie gedacht. Denn plötzlich taucht eine Leiche auf.
Sidney Patrick Barrington Brandon, auf der Suche nach einer neuen Herausforderung, übernimmt die leerstehende Brauerei, um einen Pub zu eröffnen. Doch das alte Gemäuer birgt eine unangenehme Überraschung und schon steckt Barrington in einer Mordermittlung, deren Wurzeln in die Vergangenheit zurückreichen. Mit der Unterstützung seines alten Freundes Rick und des geheimnisvollen jungen Farlon, den er bei sich aufnimmt, macht er sich an die Lösung des Falls und sorgt dafür, dass wieder Ruhe und Eintracht in das beschauliche Dorf einkehren können.
Barrington Brandon, in St. Applewood aufgewachsen und von Beruf Schreiner, sucht ein neues Betätigungsfeld. Als die seit langem leerstehende Cider-Brauerei im Ort zum Verkauf angeboten wird, sieht er seine Chance und greift zu. Einen Pub will er dort eröffnen, und so macht er sich an die notwendigen Umbauten. Doch wer beschreibt seine Überraschung, als er im Gewölbe der Brauerei nicht nur ein paar alte Fässer mit Cider findet, sondern in einem davon auch eine Leiche?
Es kommt, wie so oft; die Bevölkerung redet lieber mit Barrington als mit der Polizei und so wird er in die Mordermittlung verwickelt. Es bleibt nicht bei dieser einen Leiche, doch Barrington kann auf die Hilfe seines alten Freundes Rick, des örtlichen Buchhändlers, bauen. Und dann ist da noch der rätselhafte Junge Farnon mit seinem eigenwilligen Kater, die beide ganz offensichtlich kein Zuhause haben. Flugs sind beide bei Barrington eingezogen und erweisen sich als wertvolle Unterstützung bei dem Versuch, den Fall zu lösen und gleichzeitig den Pub ins Laufen zu bringen. Rechtzeitig vor Weihnachten ist der Fall gelöst und alle werden mit einem rauschenden Fest im Pub belohnt.
Für alle Fans des englischen Krimis bietet die deutsche Autorin Benedict einen atmosphärisch dichten Plot. Wir lernen ein gemütliches schottisches Dorf kennen, das von einem Sammelsurium liebenswerter Gestalten bevölkert wird. Die ganze Breite ist vertreten, von einer gutmütigen Kräuterhexe über ein altjüngferliches Schwesterpaar und einen Dorfarzt bis hin zum Landadeligen sind alle dabei. Plastisch geschildert, sieht man sie vor sich und ebenso das malerische Dorf mit seinen namensgebenden Apfelbaumwiesen. Wer Action sucht, ist hier falsch, alle anderen lehnen sich mit einer großen Tasse Tee oder einem Gin Tonic gemütlich zurück und genießen das Eintauchen in einen gelungenen Cosy crime.
Karen Hemmrich, in Berlin geboren und aufgewachsen, hat schon immer gern gelesen, v.a. englische Literatur quer durch alle Genres. Krimis, zumal britische, sind ihre Leidenschaft, und nun, da die Arbeit in den Hintergrund tritt, ist es Zeit, selbst zur Feder zu greifen und Krimis rund um die Ärztin Susanna Kattauer zu entwickeln. Karen ist Mitglied bei den „Mörderischen Schwestern“.
A.W. Benedict lebt in Magdeburg.
Sie arbeitet als Autorin und Illustratorin. In ihrer Barrington-Reihe lässt sie einen schottischen Pubwirt im malerischen St. Applewood ermitteln. Neben ihrer Leidenschaft für Kriminalgeschichten schreibt sie Jugendbücher.
A.W. Benedict: Barrington – Mord in St. Applewood
BoD (print), 2022
Oetinger Media (Hörbuch), 2023
Krimitipp April 2024
Katharina Eigner empfiehlt ...
... 1 Frau, 2 Krimitipps
Der Podcast „Bücher sind wie Kekse“ der Linzer Moderatorin Dagmar Hager, außerdem ihr brandneuer Krimi „Salzkammerblut“, passend zur Kulturhauptstadt 2024, Bad Ischl im Salzkammergut.
Podcast „Bücher sind wie Kekse“
Wer Dagmar Hager trifft spürt es sofort: diese Frau ist Energie pur. Ob am Mikro oder der Tastatur, Dagmar ist fokussiert und mit Freude am Werk. Seit 5 Jahren ist sie das Gesicht hinter dem Talk-Format mit dem schwarz-gelben Logo. Der Titel „Bücher sind wie Kekse“ lässt erahnen, worum es geht: Lust am Konsum von (Buchstaben-)Nahrung, Geschichten mit Suchtpotential und die Menschen dahinter. Ihre Podcast-Gäste lädt Dagmar ins Studio des Senders „Live Radio“ inmitten der Linzer Altstadt.
Im Februar durfte ich mit ihr übers Lesen und Schreiben talken nach dem Motto: Wer Bücher liebt, verschlingt sie wie Kekse!
Die Mehrheit von Dagmars Gästen bewegt sich übrigens im Spannungsgenre. Claudia Rossbacher, Beate Maxian, Andreas Gruber, Alex Beer, Herbert Dutzler oder der Profiler Reinhard Haller. Sie alle werden zum Wordrap gebeten, liefern Einblicke in ihren (Schreib-)Alltag und plaudern aus dem kriminellen Nähkästchen.
Das Besondere an „Bücher sind wie Kekse“: Dagmar schneidet, dreht Videos zum Interview, stellt sie online und bringt - dank eigenem Schreiballtag – genug Empathie für AutorInnen mit!
Aktuelle Folge: „Katharina Eigner und der Kardinal im Campingbus“, nachzuhören überall, wo es Podcasts gibt und auf plus.rtl.de
„Salzkammerblut“ - der Krimi zur Kulturhauptstadt 2024 Bad Ischl
Kurz bevor Bad Ischl Europäische Kulturhauptstadt wird, feiern die Gäste der Almrauschhütte auf der »Katrin«, dem Bad Ischler Hausberg, den traditionellen »Liachtbratlmontag«. Der Spaß wird zum Albtraum, als die Ärztin Marie Giesinger eine Leiche entdeckt - den grausam zu Tode gegrillten Kulturmanager Hubert Holzinger. Wenig später stürzt ein berüchtigter Anwalt vom Hallstätter Skywalk. Hängen die Fälle zusammen? LKA-Ermittler Ben Achleitner bekommt es auf der Jagd nach dem Täter nicht nur mit seiner Ex-Freundin Marie zu tun, sondern auch mit ausgekochten Gegnern.
GMEINER-Verlag
Erschienen am 10. April 2024
336 Seiten, Paperback
Buch 15,50 € / E-Book 11,99 €
ISBN 978-3-8392-0639-3
Krimitipp März 2024
Buchbloggerin Nadine Edel empfiehlt …
… Adelaide Peel: Rheuma, Mord & Rauhaardackel von Katie Kento
Adelaide Peel ist über achtzig, leidet an Rheuma und dann ist kürzlich auch noch ihr Haus niedergebrannt. Das brachte ihren Großneffen Oliver dazu, sie ins Seniorenzentrum Three Willows in Chestnut Grove einziehen zu lassen. Als die Gründerin des Seniorenheims stirbt, wird Adelaide als Ermittlerin tätig.
Adelaide Peel ist eine Person für sich, äußerlich hat sie mich sehr an die verstorbene Queen erinnert, wobei sie allerdings immer griesgrämig, besserwisserisch und vor allem unfreundlich ist. Trotz allem habe ich sie sehr in mein Herz geschlossen und konnte einfach nicht genug von ihr bekommen. Ihre Art, sich selbst für unfehlbar zu halten, hat ihren Teil dazu beigetragen. Denn mal im Ernst, wenn man ein Haus voller Krimis hat, weiß man doch einfach, wie Ermitteln geht. Da braucht man keine Profis mehr, oder?
Nicht nur Adelaide Peel ist eine sonderbare Person, auch ihre Mitbewohner im Seniorenzentrum und weitere Nebencharaktere bieten allerlei Stoff, um sich köstlich zu amüsieren. Die Autorin hat mit Stereotypen gearbeitet, was mir sehr gut gefallen hat, weil man zwar einerseits schon wusste, was als nächstes passieren würde, andererseits aber nicht abschätzen konnte, wie Adelaide darauf reagiert.
Da manch eine Situation in Three Willows übertrieben dargestellt war, war es einfach nur urkomisch ohne je albern herüberzukommen. Die Lösung des Falls war für mich nicht besonders spektakulär, allerdings hatte ich so viel Spaß beim Lesen des Buches, dass ich fast vergessen habe, dass ich einen Mörder suche. Dieser Krimi ist einfach ein wundervoller, herzerwärmender Cozy Crime, den ihr euch mal näher ansehen solltet.
Nadine Edel ist liest schon, seit sie Buchstaben entziffern kann. Sie liebt Geschichten und möchte anderen von den Büchern erzählen, die sie gelesen hat. Aus diesem Grund hat sie im Jahr 2020 spontan den Buchblog “Kunterbunte Bücherreisen” eröffnet und interviewt seit 2022 Autorinnen und Autoren in ihrem gleichnamigen Podcast.
Sie ist Mitglied bei den Mörderischen Schwestern e.V. und betreut ehrenamtlich den Facebook-Account des Vereins.
Katie Kento ist das Pseudonym einer deutschen Autorin aus Oldenburg.
Katie Kento: Adelaide Peel - Rheuma, Mord & Rauhaardackel
Piper, 2023
Krimitipp Februar 2024
Christiane Weitz empfiehlt …
… Schweig! Von Judith Merchant
Was würdest du tun, um deine Schwester zu retten? Und was, um sie loszuwerden?
Am Tag vor Heiligabend fährt Esther in den Wald zum Haus ihrer Schwester, um ihr ein Geschenk und eine Flasche Wein zu bringen. Ein Schneesturm setzt ein.
Das Geschenk wird nicht geöffnet. Der Wein schon. Dinge werden gesagt, die besser ungesagt blieben. Und Taten werden begangen, die nie mehr rückgängig gemacht werden können.
Eigentlich muss Esther ihr Weihnachtsfest mit Ehemann und Kindern in der Stadt vorbereiten: einkaufen, Tanne besorgen – es wäre genug zu tun. Doch ihre Schwester Sue, die seit ihrer Scheidung völlig allein in einem riesigen Haus tief im Wald lebt, geht ihr nicht aus dem Kopf. Und so setzt sie sich ins Auto und fährt los. Aber nur um nachzusehen, ob alles in Ordnung ist und ob Sue zumindest ihre Tabletten nimmt. In die Stadt einladen kann sie sie nicht. Denn was, wenn sie wieder durchdreht – wie letztes Jahr? Am Haus im Wald angekommen, stellt Esther fest, dass Sue sie loswerden will. Was hat sie zu verbergen? Ein Schneesturm setzt ein. Zum ersten Mal seit ihrer Kindheit kommen die Schwestern ins Gespräch, und kein Stein bleibt auf dem anderen – bis eine der beiden zum Messer greift. Während der Schnee alles verdeckt und jedes Geräusch erstickt ...
„Schweig“ war die Empfehlung eines Buchladens, der bis jetzt immer super Tipps für mich hatte.
Die Protagonistinnen erzählen abwechselnd aus ihrer Sicht und schon tauchte ich ein in die Welt der Schwestern, Esther und Sue, in der ich nicht mehr wusste, wem ich glauben sollte/konnte. und so habe ich das Buch (346 Seiten) an andertalb Tagen verschlungen.
Judith Merchant: Schweig!
Kiepenheuer & Witsch, 2019
Christiane Weitz ist begeisterte Leserin und leidenschaftliche Hobby-Autorin mit einer ausgeprägten Vorliebe für die faszinierende Welt der Kriminalliteratur. Ihre Wurzeln reichen ins malerische Rheinland, wo sie in Düsseldorf das Licht der Welt erblickte. Heute lebt sie in Neuss Allerheiligen. Seit November 2023 ist sie Vizepräsidentin der Mörderischen Schwestern e.V.
Judith Merchant wurde in Bonn geboren und studierte dort sowie in Münster Germanistik mit wechselnden Begleitfächern. Sie arbeitet als Moderatorin und Dozentin für die Universität Bonn, das Literaturhaus und Bildungseinrichtungen. Sie schreibt Kurzgeschichten und Romane für verschiedene Verlage.
Krimitipp Januar 2024
Buchbloggerin Helga Körner empfiehlt …
… WintersSpuren von Catrine Bauer
ER KENNT DEINE KINDHEIT. DEINE JUGEND. DEIN LEBEN. UND ER WIRD DICH FINDEN …
Ein Kriminalroman mit Hochspannung und dramatischen Showdown.
Henry erlebt hautnah mit, wie ihre Mutter erschossen wird. Der Schock ist groß. Groß ist auch ihr Erstaunen, als sie einen Brief bei der Wohnungsauflösung findet, dem sie entnimmt, dass ihr Vater doch nicht bei einem Bootsunglück ums Leben kam. Sie macht sich von Schweden aus auf den Weg nach Tübingen, um nicht nur nach dem Mörder ihrer Mutter zu suchen. Dabei kommt sie in große Gefahr.
Dies ist der Debütkrimi von Catrine Bauer und ich war schon ab der ersten Zeile begeistert. Henry ist ehemalige Polizistin und arbeitet jetzt bei einer Naturschutzorganisation als Juristin, als mit dem Tod ihrer Mutter ihr Leben in Stücke zerbricht. Lebt ihr Vater wirklich? Je mehr sie weiter forscht, kommt sie in Gefahr und einem weiteren Geheimnis ihrer Mutter auf die Spur.
Henry ist taff und sympathisch. Bisher hatte sie auch in ihrem Privatleben wenig Glück.
Kommissar Daniel Faber hat in Tübingen die Ermittlungen aufgenommen und es gibt einige Tatverdächtige, denen man aber nichts nachweisen kann.
Die Charaktere sind gut und bildhaft beschrieben, genauso die Kulisse in Schweden und in Tübingen.
Fazit: Der Plot ist sehr gut gelungen und glaubhaft. Durch die kurzen Kapitel wird das Tempo hochgehalten. Es gibt einige Verdächtige, aber ich blieb ahnungslos fast bis zum Schluss. Von Anfang an ist es spannend und steigert sich bis zum dramatischen Showdown. Die Autorin hat einen stimmigen, atmosphärischen und großartigen Erzählstil.
Dieses tolle Debüt lässt mich jetzt schon auf eine Fortsetzung hoffen. Von mir gibt eine klare Leseempfehlung.
Catrine Bauer: WintersSpuren
CW Niemeyer, 2023
ISBN: 978-3-8271-9353-7
Klappenbroschur
432 Seiten
Catrine Bauer lebt in Rottenburg am Neckar. Sie fühlt sich sowohl mit Schweden als auch mit ihrer süddeutschen Heimat sehr verbunden, weshalb sie beide Regionen in der Geschichte um ihre Romanfigur Henry Winter miteinander verknüpft. Die Autorin ist Mitglied bei den Mörderischen Schwestern.
Helga Körner betreibt seit über fünf Jahren den beliebten und mehrfach ausgezeichneten Bücherblog „Helgas Bücherparadies.“ Sie liest leidenschaftlich gern, am liebsten Krimis und Thriller.