Drei Fragen an ... Cornelia Härtl
08.04.2022 – Soziale Brennpunkte und Rotlicht-Milieu sind Themen in Cornelia Härtls Krimis – dazu konnte sie auf eigene Erfahrungen aus ihrem Berufsleben zurückgreifen.
Gerade ist mit „Kalte Rache“ der 4. Band deiner Krimi-Reihe um die Sozialarbeiterin Lena Borowski erschienen. Wer ist Lena und welchen Herausforderungen muss sie sich stellen?
Lena Borowski ist eine taffe Sozialarbeiterin mit einem ausgeprägten Gerechtigkeitssinn. Sie stellt sich an die Seite von Menschen, die nicht für sich selbst kämpfen können. Mit ihrer direkten Art eckt sie bei Vorgesetzten oder Politiker*innen durchaus mal an.
Im aktuellen Fall muss sie sich einer persönlichen Herausforderung stellen: Sie hat sich in einen Mann verliebt, der im Frankfurter Bahnhofsviertel als Geschäftsmann mehrere Klubs betrieben hat. Über dessen Vergangenheit weiß sie so gut wie nichts. Als die beiden an der Nordseeküste ein neues Leben beginnen wollen, wird auf Gerhard Rohloff geschossen. Während er im Koma liegt, macht sie sich auf eigene Faust auf die Suche nach dem oder den Täter*innen und dem Motiv. Das übergreifende Thema der Geschichte ist Vertrauen. Es hat mich gereizt darzustellen, wie das in so einer Situation möglich sein kann. Denn Lena findet über ihren Geliebten auch Dinge heraus, die sie lieber nicht erfahren hätte, die nicht mit ihren Werten übereinstimmen.
Soziale Brennpunkte, Menschenhandel, Rotlicht-Milieu sind Themen, die sich in deinen Krimis wiederfinden. Wie recherchierst du für deine Reihe?
Für Lenas Fälle kann ich zum Teil aus eigener Erfahrung schöpfen. Als Betriebswirtin habe ich viele Jahre beruflich im sozialen Bereich gearbeitet und hinter die Kulissen von Non-Profit-Organisationen, öffentlicher Verwaltung und Kommunalpolitik geblickt. Dazu habe ich im Rhein-Main-Gebiet etliche soziale Brennpunkte und Menschen, die dort leben, kennengelernt. Lange Zeit war ich auch ehrenamtlich tätig. Dadurch bin ich immer wieder mit Menschen aus ganz unterschiedlichen sozialen Milieus in Berührung gekommen. Habe durch sie Zugang zu Informationen erhalten, die man als Außenstehende normalerweise nicht so leicht bekommt. So konnte ich beispielsweise einen Tag lang in einem Dominastudio recherchieren, mit ehemaligen Zwangsprostituierten sprechen, in direkten Gesprächen erfahren, was Menschen dazu getrieben hat, einen Mord zu begehen. Und vieles mehr. Diese und andere Erlebnisse sind, natürlich stark verfremdet und anonymisiert, in meine Krimis eingeflossen.
Du bist als Autorin in verschiedenen Genres unterwegs und du bietest auch Schreibworkshops an. Hast du einen Tipp für all diejenigen, die gern ein Buch schreiben möchten, was sie beachten sollten? Wie war dein Weg zum ersten Buch?
Manchmal scheint es schwierig, unter all den Schreibtipps, die häufig Technik und Stil betreffen, überhaupt ins Tun zu kommen. Das ist aber das Wichtigste: regelmäßig schreiben. Jede geschriebene Seite bringt voran, ändern kann und muss man sowieso immer noch, spätestens im Lektorat.
Sowohl mein erstes Buch, eine Romantic Comedy, als auch mein erster Krimi entstanden für Wettbewerbe großer Publikumsverlage. Sie kamen in die jeweilige Endrunde, obwohl sie handwerkliche Fehler aufwiesen. Die Rückmeldungen waren sehr hilfreich, beide Romane wurden nach einer entsprechenden Überarbeitung veröffentlicht. Heißt, man muss offen sein für konstruktive Kritik.
Generell empfehle ich seit meiner eigenen Ausbildung zur Drehbuchautorin Schreibanfänger*innen die Lektüre von Drehbuch-Ratgebern. Sie enthalten alles über die so wichtige Dramaturgie und man bekommt die Umsetzung jederzeit perfekt und schnell in einem 90-minütigen Film veranschaulicht. Learning by watching, sozusagen
Zum Autorinnenprofil von Cornelia Härtl.
Homepage: www.cornelia-haertl.de
Die Fragen stellte Sybille Baecker.
Aktuelle Neuerscheinung:
Kalte Rache
Cornelia Härtl
dp Verlag
ISBN 978-3986374976