Die Stipendiatin 2018

Das Arbeitsstipendium 2018 in Höhe von 1.500 € geht an Laura Noll  für ihr Projekt „Das Attentat“.

Unter den 65 eingereichten Arbeiten waren zahlreiche qualitativ hochwertige Einsendungen, die es der fünfköpfigen Fachjury nicht leichtmachten, eine Siegerin 2018 auszuwählen. Zu den Jurymitgliedern zählten die bekannten Krimiautorinnen Kerstin Brichzin, Deborah Emrath, Sabine Ibing, Thea Lehmann und Ulrike Wanner. Jurysekretärin: Annette Warsönke.

Das alljährlich vergebene Stipendium richtet sich explizit an Frauen, die in deutscher Sprache Romane des Bereichs Spannungsliteratur verfassen und wird unabhängig von Alters-, Wohnort- oder sonstigen Beschränkungen vergeben. Eine Mitgliedschaft bei den Mörderischen Schwestern ist für eine Bewerbung um das Stipendium nicht erforderlich.

Die Präsidentin der Mörderischen Schwestern e.V. Janet Clark erklärt die Notwendigkeit eines solchen Stipendiums in der heutigen Zeit: „Nach wie vor ist die deutschsprachige, von Frauen verfasste Kriminalliteratur in den großen Verlagshäusern, im Buchhandel und auch bei den Preisvergaben stark unterrepräsentiert. Durch dieses Stipendium möchten wir talentierten Frauen die Möglichkeit geben, einem Projekt die benötigte Extrazeit zu widmen, um qualitativ heraus zu ragen und damit einem Imagewandel der von Frauen geschriebenen, deutschsprachigen Kriminalliteratur Vorschub zu leisten.“

 

Die Begründung der Jury

Der Roman „Das Attentat“ von Laura Noll beschäftigt sich mit einem dunklen Kapitel deutscher Geschichte und zeigt gleichzeitig auf, wie schwer es unter einer Diktatur ist, seinem Gewissen zu folgen.

Kommissar Heinz Pannwitz soll 1942 das Attentat an Reichsprotektor Reinhard Heydrich in Prag aufklären, doch SS-Standartenführer Horst Böhme hat wenig Interesse an einer Aufklärung. Er will das Attentat zu einer Strafaktion gegen das tschechische Volk nützen. Der Roman basiert auf einer wahren Begebenheit und den persönlichen Aufzeichnungen von Heinz Pannwitz.

Die Autorin behandelt einen Stoff, der sich stark an historische Fakten anlehnt und kaum für die Literatur adaptiert ist. Sie leistet mit ihrem Buch ein Stück Aufarbeitung der unseligen deutschen Geschichte in Tschechien, indem sie den damals beteiligten Personen wieder Leben einhaucht und für uns nacherlebbar macht, in welchen moralischen Konflikt der Kommissar gerät. Eindrücklich schildert sie, wie er versucht, gerecht und unabhängig zu ermitteln in einer Zeit, in der bereits ein falscher Satz verheerende Wirkung auf Tod und Leben vieler Menschen haben kann.

Mit einer bildgewaltigen Sprache und ihrem präzisen, ausgereiften Ausdruck konnte Frau Noll die Jury auch auf sprachlicher Ebene überzeugen und dem historischen Stoff einen angemessenen Rahmen geben.

Das Exposé und die Leseprobe haben die Jury überzeugt und wecken die Hoffnung, dass die Autorin dieses heikle Thema mit viel Fingerspitzengefühl und literarischem Können in einen großartigen Historischen Roman umsetzt.

Über die Stipendiatin

Laura Noll, geboren 1980 in Heidelberg, wuchs in einem Elternhaus auf, in dem Ingrid Noll und Ruth Rendell zur täglichen Gute-Nacht-Lektüre gehörten. Sie studierte lateinische und griechische Philologie sowie Theologie und unterrichtet seit 2007 Latein und Religion. Mit Mann und drei Kindern lebt sie in einer süddeutschen Kleinstadt und veröffentlicht seit 2017 Erzählungen und Kurzgeschichten. Zur Zeit arbeitet sie an ihrem ersten Roman.