Die Stipendiatin 2017

Foto: (c) Martin Hartung / hartung-art.com

Zum vierten Mal zeichneten die Mörderischen Schwestern 2017 einen Kriminalroman mit der Vergabe des Arbeitsstipendiums aus.

Dieses Jahr erreichten die Jury noch mehr Einsendungen als 2016, worüber wir uns sehr freuen. Aber dadurch wurde die Auswahl natürlich nicht leichter. Die Diskussionen waren kontrovers, aber im Endergebnis fruchtbar! Das Stipendium in Höhe von insgesamt 1.500,-- Euro geht in diesem Jahr an Patricia Holland Moritz für ihr Projekt „Der unerwünschte Profiler“.

Wir gratulieren herzlich! 

 

Aufgrund der großen Bandbreite der Projekte gibt es in diesem Jahr eine Shortlist mit den 10 besten Arbeiten.

Dies waren:

 1. Der unerwünschte Profiler von Patricia Holland Moritz

2. Himmelsliebe von Gitta Edelmann

3. Zündeln von Gudrun Lerchbaum

4. Oshiguma oder Kiffen mit Darth Vader von Ella Marouche

5. Die Ballade vom toten Kind von Carola Wolff

6. Kellmouth von Marion Gay

7. Woran wir glaubten von Lilian Noetzel

8. Die Ärztin von Katharina Winter

9. Ich kann nicht sterben von Andrea Nagele

10. Gefallene Engel von Julia Koch

 

Wir bedanken uns bei allen Bewerberinnen und ermuntern schon jetzt alle Autorinnen, sich für das Arbeitsstipendium 2018 zu bewerben! Die erforderlichen Unterlagen können ab 15.01.18 bei der Jurysekretärin angefordert werden.

Begründung der Jury

„Der unerwünschte Profiler“ von Patricia Holland Moritz ist eine psychologisch tiefsinnige Betrachtung, wie ein Mensch zum Täter werden kann, und zugleich ein Stück deutsch-deutscher Wissenschaftshistorie. Der Krimi handelt von den „Eberswalder Knabenmorden“, die Erwin Hagedorn 1969 und 1971 begangen hat. Nur durch den unermüdlichen Einsatz des forensischen Psychiaters der Charité Berlin Dr. Hans Szewczyk konnte der Täter gefunden werden. Dabei musste sich Szewczyk gegen das dogmatische System der DDR durchsetzen, dessen Ideologie des Bürgers als „sozialistische Persönlichkeit“ die individuelle Erstellung eines Täterprofils mit Berücksichtigung der sozialen Herkunft des Täters geradezu verbot. Dementsprechend wurde die Mitarbeit von Szewczyk an den Fällen immer wieder unterbunden.

Die Autorin, die in Karl-Marx-Stadt, dem heutigen Chemnitz, geboren wurde,  ist dem Thema vollkommen gewachsen. Sie verbindet in professioneller und spannender Weise Kriminalroman und Zeitgeschichte, indem sie die verstörenden Taten und kruden politischen Verwicklungen in lebendiger Sprache schildert. Die Autorin schafft es mit kleinen Details, die Atmosphäre der ehemaligen DDR aufleben und Figuren lebendig werden zu lassen, mit all den ideologischen, wissenschaftlichen und menschlichen Grenzen dieser Zeit. Die Geschichte der Täter- und Tatortanalysen in den 70ern in der DDR – und interessanter Weise einmal nicht in den USA mit Hochglanz-FBI-Ermittlern - wird ohne Effekthascherei erzählt und berührt gerade wegen ihrer unprätentiösen Art. Die Interaktion der Menschen in diesem Milieu verspricht interessant zu werden.

Deshalb sprechen wir unsere Empfehlung für diesen Kriminalroman aus.

Über die Stipendiatin

Patricia Holland Moritz wurde in Karl-Marx-Stadt, dem heutigen Chemnitz, geboren und arbeitete in Leipzig als Buchhändlerin. Sie verließ die DDR, heuerte in Paris als Speditionskauffrau an, studierte in Berlin Nordamerikanistik und wurde Bookerin für verschiedene Bands bis sie schließlich in einem großen Verlagshaus landete, in dem sie das Buchgeschäft von der Pike aus erlernte. Ihre Schreibwelt ist vielseitig: Sie bloggt den „Spirit of Kasimir“ und schreibt Artikel zum aktuellem politischen Geschehen. Außerdem ist sie Autorin und Co-Autorin von zahlreichen Veröffentlichungen. Sie bekam bereits 2006 das Arbeitsstipendium des Berliner Senats und ihr Krimi „Kältetod“ wurde 2015 von Tip zur „ausgefallensten Mordmethode“ gekürt.

Patricia Holland Moritz ist Mitglied in den AutorInnenvereinigungen Syndikat, Mörderische Schwestern e.V. und 42er Autoren e.V.