Schreiben mit dem Schreibprogramm WriteControl

von Cornelia Härtl


Ein halbes Jahr lang habe ich die Vollversion von WriteControl, der neuen Software für Autor*innen, getestet. Hier mein Erfahrungsbericht.

Was ist WriteControl?

WriteControl ist eine neue, browserbasierte Software, mit der Texte geschrieben und Bücher druckfertig gestaltet werden können. Sie wird in Deutschland in Zusammenarbeit mit Books on Demand (BoD) angeboten. Es gibt eine kostenfreie Version und eine kostenpflichtige Vollversion mit Extras.

Was kann WriteControl?

Das Schreibtool kann so ziemlich alles, was für das Schreiben von Texten, ergo auch Romanen, notwendig ist. Das Besondere daran: Es muss nicht heruntergeladen und installiert werden. Die Einwahl kann von überall her erfolgen. Ob mit Handy, Laptop, PC. Jederzeit, überall auf den eigenen Text zugreifen zu können ist ein großes Plus.

Darüber hinaus eignet sich WriteControl für alle, die in Teams schreiben. Es bedarf lediglich einer Vollversion. Von dort aus können weitere Autor*innen, auch diejenigen, die die kostenfreie Variante nutzen, eingeladen werden.

Neben der Nutzung online kann man das Programm unter bestimmten Voraussetzungen auch offline nutzen.

Recherchieren, Plotten, Figurenentwicklung, Schreiben, Drucken. Für diese Bedürfnisse ist WriteControl ausgerichtet. Im Einzelnen sieht das aus wie folgt:


Recherchieren mit WriteControl

Das Schreibprogramm verfügt über eine Funktion, die es erlaubt, Quellen aus dem Internet in einem Bereich des eigenen Projektes zu speichern. So sind sie schnell verfügbar. Theoretisch kann man die Dokumente auch in PDFs umwandeln lassen. Letzteres hat bei mir leider nicht funktioniert.

Plotten mit WriteControl

Im Schreibmodus gibt es eine Baustein-Ansicht. Hier können Kapitel und Szenen eingerichtet und strukturiert werden. Sehr hilfreich besonders für Autor*innen, die nicht begeistert plotten, bei denen Ablauf, Wendungen etc. im Laufe des Schreibens entstehen. Sofern gewünscht, sind die Kapitelinhalte jederzeit über ein seitliches Fenster einsehbar. Damit man im Schnelldurchlauf prüfen kann, wer was wann wie und vom wem erfahren hat. Sehr empfehlenswert gerade bei allen, die die gesamte Geschichte nicht vorab in allen Details geplant haben, sowie für jene, die in größeren Abständen schreiben.

Wer sein Projekt lieber mit einer Mindmap strukturiert, findet auch das.

Figurenentwicklung mit WriteControl

Die Figurendatenbank von WriteControl ist gut durchdacht. Möglich ist es, Avatare oder Fotos hochzuladen und die üblichen Daten (Geschlecht, Aussehen, Alter etc.) der Figur einzutragen. Über diese Basics hinaus sind weitere Möglichkeiten aufgelistet. Eine ausgiebige Charakterkarte mit Beispielen, Fragen zum Persönlichkeitsprofil, aber auch zur Entwicklung der Person im Verlauf der Geschichte. Genial, weil man sich unwillkürlich auf eine fast spielerische Weise der Figurenentwicklung nähert.

Die Figurendatenbank lässt nur einen einzigen Wunsch offen: Die Figuren lassen sich momentan nicht in weitere Bücher übertragen.

Schreiben mit WriteControl

Den Schreibmodus kann man in den Fokusmodus setzen, um sich ganz auf den Text zu konzentrieren. Neben den üblichen Instrumenten, die im Umfang aller gängigen Textprogramme zu finden sind - inklusive Fußnoten, Kommentaren, Bildern und Links – , bietet WriteControl besondere Funktionen, die Autor*innen dringend brauchen.

Ein Wiederholungsdetektor, dessen Besonderheit darin liegt, dass man bestimmte Worte ausklammern kann. Ein Text, der in einem Hotel spielt, beispielsweise, wird zwangsläufig viele Wiederholungen bei Hotel, Zimmer, Gast etc. aufweisen. Diese Begriffe können aus dem Detektor herausgenommen werden und werden dann nicht mehr angezeigt. Etwas verwirrend fand ich die vielen Farben, in denen der Detektor anschlägt. Sie haben zwar alle eine Bedeutung, machen das Ganze aber leider etwas unübersichtlich.

Neben dem Wiederholungsdetektor gibt es eine Korrekturanalyse. Die arbeitet mit roter Unterstreichung von Fehlern. Auch hier kann man bestimmte Worte aus der Analyse herausnehmen. So kennt der Duden das Wort WriteControl nicht. Gebe ich es in mein persönliches Wörterbuch ein, wird es nicht mehr markiert.

Mit WriteControl können auch Ziele gesetzt und verfolgt werden, indem man den gewünschten Umfang des Endmanuskripts und/oder einen Fertigstellungstermin eingibt.

Interessant für alle, die historische oder zeitgeschichtliche Texte schreiben: WriteControl bietet über das Tool „Wortgebrauch“ die Möglichkeit, diesen zu checken. So gebe ich dort beispielsweise das Wort Check ein und erfahre über eine Zeitleiste, dass dieser Begriff bereits 1724 sporadisch aufgetaucht ist, aber erst seit den 1950-er Jahren so richtig in Gebrauch kam.

Speichern muss man beim Schreiben nicht, das macht das System automatisch und in erfreulich kurzen Abständen. Wer sich nicht alleine auf das gespeicherte Dokument auf dem fremden Server verlassen möchte, exportiert den eigenen Text mit der Export-Funktion in ein Word-Dokument auf das eigene Gerät. Das gilt allerdings nur für Texte, nicht für die anderen Funktionen, wie Figurendatenbank oder Mindmap.

Eine Übertragung von bereits an anderer Stelle geschriebenen Texten, beispielsweise ein noch nicht fertiggestelltes Manuskript in Word oder Libre Office, ist über die Funktion „Importieren“ nach WriteControl möglich.

Formatieren und Drucken mit WriteControl

Das fertige Manuskript lässt sich in wenigen Schritten im gewünschten Format druckfertig machen. Durch die Kooperation mit BoD ist es möglich, das eigene Buch bereits ab einem Exemplar zu bestellen.

Was bietet WriteControl an zusätzlichem Service?

Es gibt einen Blog und eine Reihe von Tutorials, in der viele Funktionen nachvollziehbar und klar erklärt werden. Auch ein Support ist ansprechbar. Bei mir lag die Antwortzeit im längsten Fall bei über einer Woche, sonst wurde im Schnitt innerhalb von 3 Tagen geantwortet.

Die Schwächen von WriteControl

Während meines Testzeitraums schrieb ich an einer neuen Reihe mit teils wiederkehrenden Romanfiguren. Es ließ sich währenddessen nicht abschließend klären, ob und wie die Figurendatenbank auf mehrere Bücher übertragen werden kann. 

Bei der Rechtschreibprüfung fehlen Hinweise auf falsch gesetzte oder fehlende Kommata.

Durch den Wechsel von Online und Offline-Nutzung hatte ich mehrfach unterschiedliche Versionen desselben Buches in meinem Account und musste anhand der letzten Nutzung die aktuelle Version finden.


Mein Test von WriteControl

Die Schreibplattform wurde mir in der Vollversion zu Testzwecken von WriteControl und BoD zur Verfügung gestellt. Dieser Umstand hat meine Beurteilung in keiner Weise beeinflusst.

Mein Fazit

Wie gut diese Schreibplattform zu nutzen ist, kommt auf die eigenen Bedürfnisse an.

Perfekt geeignet ist WriteControl für Recherchereisen und das Schreiben im Team.

Die Figurendatenbank ist easy zu handeln und lädt regelrecht dazu ein, die eigenen Figuren zu entwickeln.

Wer sich für WriteControl interessiert, sollte unbedingt mit der kostenfreien Basisversion starten. Sie ist zeitlich uneingeschränkt nutzbar und bietet bereits einen guten Überblick über die Basics des Programms.

Browserbasiert bedeutet auch, dass es vorkommen kann, keinen Zugang zu den eigenen Projekten zu haben. Nämlich immer dann, wenn die Technik nicht mitspielt. Das kam bei mir ganz am Anfang einmal vor und wurde behoben. Dennoch sollte man sich darüber im Klaren sein.

Und - ganz wichtig! Bitte unbedingt die Datenschutzregelungen lesen. Denn die haben es in sich.


Weitere Informationen inklusive der Preise und Leistungen für Basis- und Vollversion finden sich auf der Webseite von WriteControl.