Warum sollten wir alle aufhorchen, wenn es um das Thema E-Lending geht?

von Janet Clark

E-Lending umschreibt die Prozesse, wenn Bücher elektronisch ausgeliehen werden, auch bekannt als Onleihe.

Derzeit ist es an Verlagen, mit Bibliotheken, bzw. deren Aggregator DIVIbib GmbH, Lizenzverträge für den elektronischen Verleih ihrer Bücher auszuhandeln. Dabei kommt es durchaus vor, dass Verlage Bücher, insbesondere ihre Besteller, erst nach einer gewissen Sperrfrist, auch »windowing« genannt, von z.B. sechs oder zwölf Monaten in die elektronische Onleihe geben, um zuvor möglichst viele Bücher zu verkaufen. Der Verlag kann dabei auch Details wie die Anzahl der gleichzeitig vergebenen Lizenzen aushandeln, und die Anzahl der Ausleihen per Lizenz. Der Verdienst für Verlag und Autor:in ist dabei deutlich schmäler als bei einem Verkauf, aber er ist i.d.R. höher als bei der Ausleihe eines Printbuches, welches der Bibliothek durch ein Verleihrecht gesichert ist. Die aktuelle Gesetzeslage ermöglicht uns Autor:innen auch, dass wir einem Verleihrecht widersprechen, bzw. dieses nicht gewähren.

Die Vertragsgestaltung liegt also bilateral zwischen Bibliotheken und Verlagen, wobei kleinere Verlage oft nicht in der Lage sind, Lizenzbedingungen so zu verhandeln wie die großen Verlagshäuser, und eBooks zu günstig und /oder unlimitiert in die Leihe geben.

Der Vorstoß des dbv, gegen den wir gerade einen offenen Brief mitunterzeichnet haben, versucht dieses Recht der freien Lizenzgestaltung zwischen Bibliotheken und Verlagen zu unterwandern. Gewünscht wird, dass Bibliotheken ein gesichertes Zugriffsrecht auf alle eBooks haben (nicht nur der großen und kleinen Verlage, auch eBooks der Selfpublisher), die dann über die Bibliotheken per Knopfdruck ausgeliehen werden können und das möglichst nicht per Warteschleife, dafür aber ab dem ersten Erscheinungstag.

Was jedoch bislang vollkommen unklar ist: Wie soll das finanziert werden, ohne dass die Verlage und Autor:innen massive Einbußen hinnehmen müssen? Dabei muss man wissen, dass Einkauf Kommunenaufgabe ist. Für eine zusätzliche Leihgebühr für eBooks haben sie kein Geld, d.h. die Bezahlung derselben würde aus der staatlichen Bibliothekstantieme kommen und das bedeutet nichts anderes, als eine Querfinanzierung zu unseren Lasten. Da liegt der Haken - und im Wegfall unserer Wahlfreiheit und der Vertragsfreiheit.

Was dies für den Verkauf eurer E-Books bedeutet, könnt ihr euch vorstellen, denn im Gegensatz zu dem Printbuch, das ich abholen und zurückbringen muss (= Hürde, da zu umständlich für viele Leser:innen), hole ich mir das eBook per E-Lending bequem von zu Hause aus. So viele ich will, für die Kosten des Bibliotheksausweises von derzeit in, z.B. Berlin, als Vollverdiener:in 10€ im Jahr, als ermäßigte Personengruppe 5€ oder auch kostenfrei.

Kurz und knapp: Wir kämpfen für den Erhalt unserer Wahlfreiheit und Vertragsfreiheit und den ohnehin schon gebeutelten Primärmarkt der eBooks.

Mehr dazu findet ihr in diesem sehr hilfreichen Artikel von Nina George (Präsidentin EWC) und Frank Röster (Finanzvorstand Selfpublisher Verband e.V.) auf der Webseite des Netzwerks Autorenrechte: http://www.netzwerk-autorenrechte.de/gastbeitrag-e-lending.html

Offener Brief zum E-Lending des Netzwerks Autorenrechte