Das Bullet-Journal für Krimi-Autorinnen - Kreativität in einem Notizbuch bändigen

von Gudrun Bendel

Hallo! Wie im letzten Monat bereits an dieser Stelle vorgestellt, handelt es sich beim Bullet-Journal (BuJo) um die einfache und wirkungsvolle Methode, ein Notizbuch zu führen. Entwickelt wurde sie von Ryder Carroll. Das System des Bullet-Journals kann auch bei Schreibprojekte enorm hilfreich sein.

Unsere Fragen lauten: Wie gehe ich mich Terminen, Verpflichtungen und Aufgaben um? Wie halte ich spontane, kreative Ideen fest? Einfache Kalender reichen oft nicht aus.

Erinnern wir uns an vier der grundlegenden Methoden von Ryder Carroll: 1. Der Index. Das sind die ersten zwei bis vier leeren Seiten am Anfang des Buches, die erst mit der Zeit gefüllt werden. Mehr als vier Seiten sind nicht notwendig. Wichtig ist, dass die Seiten des Notizbuches nummeriert sind. Ein Bullet Journal kann ein einfaches kariertes Schulheft sein.

Dem Index folgt das „future-log“. Im future-log werden die kommenden zwölf Monate festgehalten. Jeder Monat bekommt z.B. eine halbe Seite und stichpunktartig wird alles Relevante für diesen „zukünftigen“ Monat hineingeschrieben. Dafür werden dann zwischen vier bis sechs Seiten reserviert. Notiert wird, was kommen kann? Was sollte nicht vergessen werden? Dafür ist das „future-log“ gedacht.

Nun beginnt das eigentliche „Notizbuch“ mit dem aktuellen Monat. Er bekommt eine eigene Seite, das „monthly-log“. Hier wird ein einfacher Kalender handschriftlich aufgelistet. Eine Zeile ist ein Tag.

Ab der nächsten Seite nun kann alles auf- und eingebaut werden - für diesen einen Monat.   

Was wäre nun, wenn wir diese Struktur auf ein Schreibprojekt übertragen würden? Im Idealfall hätten wir zu jedem Schreibprojekt ein eigenes Bullet Journal. Manchmal ruht ein Projekt sehr lange und dennoch gäbe es dann immer noch einen Tank mit den ersten Ideen und genügend leeren Seiten zum Weitermachen.   

Oder aber ihr nehmt ein Notizbuch und teilt es – projektbezogen auf.

Wenn es um drei Themen geht, an denen ihr arbeitet, dann teilt das Notizbuch in drei gleiche Teile auf und lasst ca. zehn Seiten frei – für den Index und das „Future-Log“ (12 Felder für die kommenden Monate).  

Im Index würde dann stehen:

Seite 1 – 4 Index,
Seite 5 – 10 Übersicht über die kommenden Monate.
Seite 10 – 60 Kurzkrimi für die Weihnachtsanthologie.
Seite 61 – 110 Romanprojekt Abgabe im Sommer
Seite 111 – 160 Ideen für Sichtbarkeit in den sozialen Medien
(Posts für die Neuerscheinungen auf Instagram, Buchvorstellung auf Facebook…)

Im „Future-log“ würde die Zeitplanung stattfinden: Wann ist der Abgabetermin, wann der Erscheinungstermin, was wird sonst noch sein? So können z.B. andere langfristige private Projekte wie Urlaube, Wohnungsrenovierungen, die Vollversammlung der Mörderischen Schwestern, etc. in die Schreibplanung mit einfließen.  

Wichtige Kontaktadressen werden jeweils auf der ersten Seite des Projektes notieren.

Immer wenn nun die Ideen sprühen, z.B. zum Protagonisten oder zum Plot werden diese notiert und im Index aufgeschrieben:

Romanprojekt / Plot – S. 65-76, 99, 103-105
Romanprojekt / Protagonist: S. 62-64

So kann man selbst nach Monaten wieder das Projekt aufnehmen.

Mir persönlich dient am besten ein Mix aus dem klassischen BuJo und einen „Schreib-Tank“. Bis genau zur Seite 100 dient mir das Notizbuch als klassisches Bullet-Journal, mit Kalender, einer Wocheneinteilung, dem „weekly-log“ und sturer Aufgabenauflistung, Monat für Monat.

Aber ab der Seite 100 beginnen meine Autorenseiten. Ab Seite 100 schreibe ich alles rund um meine Projekte auf. Da werden dann auch schon mal ausgerissene Zeitungsartikel hineingeklebt oder der Kühlschrankinhalt meines Protagonisten hineingekritzelt. Es folgen völlig verschmierte, verwirrende Seiten mit der Zeitschiene einer Handlung (weil ich das so besonders gut kann!). Seit Neuestem halte ich die 10 letzten Seite des Buches frei für das Thema „Sichtbarkeit auf den „social-media“ Kanälen. In dieser „collection“ notiere ich Ideen für Posts & Podcasts und Empfehlungen zu Coaches und Trainern, bei denen es sich lohnen würde – Sichtbarkeit zu lernen und sich fortzubilden. Die „Collections“ sind nach Ryder Carroll Sammlungen von Notizen zu bestimmten Themen.

Eine befreundete Autorin führt ihren social-media plan in einem Bullet Journal. Am Ende des Notizbuches hat sie eine Doppelseite für ihr persönliches Jahresziel bei Instagram reserviert. Ihre Followerzahl „trackt“ sie in 100er Schritten und führt ein Diagramm, in dem sie nach und nach die Followerzahl einträgt.  

Erwähnen möchte ich noch, dass das kunstvolle Verzieren des BuJo’s mit Ranken, selbstklebenden Papierborten oder glitzernden Stickern zu einer beliebten Nebenströmung des Journalings geworden, was aber mit dem minimalistischen Ansatz eines Ryder Carroll nicht mehr viel zu tun. Und wer möchte schon unter handgemalten Rosenranken notieren: Mordmotiv überprüfen. In erster Linie kann uns die Methode des Ryder Carroll helfen, kreative Einfälle, Termine und Tathergänge zu notieren und vor allem: Wiederzufinden.

(Buchempfehlung: Die Bullet-Journal–Methode, Ryder Carroll, ISBN: 9780525533337)