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von Katharina Eigner

Was hilft gegen selbstverliebte Dauerredner? Wegrennen, Totstellen oder beherztes Stören? Wegrennen scheidet aus, wenn man selbst Teil der Abendgestaltung ist und auf seinen Einsatz wartet. Totstellen würde nur für allgemeine Verwirrung und schlimmstenfalls den eigenen Abtransport sorgen. Bleibt die kalkulierte Störung. Ist die erlaubt, wenn ein verbal Inkontinenter die Bühne für sich beansprucht und eine Lesung crasht?

Zugegeben, ich war auf derlei nicht gefasst. Der Wolf im italienischen Schafspelz war im harmlos-verrosteten Transporter zu meiner Lesung angereist, um über Olivenöl zu plaudern. Das Verhältnis „Lesung zu Ölverkostung“ mit 50:50 fair aufgeteilt. Theoretisch. In der Praxis verhielt es sich wie mit dem Bären am Gardasee: der macht auch ohne viel Worte klar, wer der Star ist. Widerspruch zwecklos, Stören nur auf eigene Gefahr. Aus den abgemachten 30 Minuten „Plaudern über Anbaugebiete“ wurden 2 Stunden Frontalunterricht über das grüne Gold. Die totale Selbstinszenierung.

Als das Publikum ausreichend verwirrt von Geschmacksnoten wie Banane und Apfel im Olivenöl war, überließ der Wolf mir die Bühne. Unmöglich, das Ruder der Aufmerksamkeit jetzt noch herumzureißen. Ich spielte kurz mit dem Gedanken, doch noch wegzurennen, allerdings hätte ich dann Erklärungsbedarf gehabt. Seither sind mir Männer mit Flaschen, Transportern und unschuldigem Blick suspekt. Ab jetzt bitte nur mehr Flaschengeister, die sich zurückstopfen lassen.