Von Stiften, Spinnen und Ideen

von Katharina Eigner

Bei mir findet der Vorweihnachtsputz im Jänner statt. Erstens, weil mir im Dezember andere Dinge wichtiger sind als Staub und Schmutz. Zweitens, weil die stillste Zeit des Jahres sowieso in elf Monaten wieder beginnt. Nach Weihnachten ist vor Weihnachten, zeitlich bin ich also auf Schiene. Die Zeitverschiebung wird durch Gründlichkeit ausgeglichen – bilde ich mir zumindest ein – und so fällt auch mein Schreibtisch in den erweiterten Putzradius. Platz für Neues! Dass die gefühlt eintausend vorhandenen Bleistifte dringend aufgestockt werden müssen, versteht sich von selbst. Notizbücher und Klebezettel werden durchforstet, altes aussortiert, aber wie schaut’s im Kopf aus? Sprich im Ideentank, ohne den gar keine Post-its und Zettel vollgekritzelt werden können. Reicht meine Kreativität aus, um alles umzusetzen, was ich mir vorgenommen habe? Mein Denk-Werkzeugkoffer quillt über, Bewährtes stapelt sich neben Flops und Nutzlosem. Also durchforsten!

Eines meiner liebsten Schreibwerkzeuge sind Listen. Untereinander gereihte Wörter, die nichts miteinander zu tun haben. Momentan stehen da Wechselkröte, Trommelwolf und Hufeisennase. Die Wechselkröte ist kein hinterlistiger Bankbeamter, sondern Lurch des Jahres 2022. Und der Trommelwolf ist kein Mitglied der Trachtenmusikkapelle namens Wolfgang, sondern eine Spinne, die zu faul ist, um ein eigenes Netz zu bauen. Übrigens Spinne des Jahres 2022. Als Ideenbringer sind diese Tierchen bei mir herzlich willkommen, denn mein Kopfkino ist hungrig nach neuen Hautdarstellern, egal aus welcher Ecke sie mich anspringen. Die Listen dürfen definitiv bleiben, und wer weiß, vielleicht stattet mir der Trommelwolf mal einen Besuch ab? Meinetwegen sogar auf meinem Schreibtisch, denn der ist ja jetzt leer und aufgeräumt…