Von Schweinen, Charme und Schwetzingen

von Katharina Eigner

Städte verzaubern, aber jede macht´s anders. Wien ist die Hauptstadt der Grantler, die Hochburg des übellaunigen Kaffeehauspersonals. Morbider Charme sprüht aus allen Mauerritzen. Salzburg zehrt von Mozart, punktet mit Barock und Natur und klingt nach Fräulein Maria. Was Wien mit Schmäh macht, geschieht in Schwetzingen mit Wortspielen und Farben. (Die Autorin dieser Kolumne hat sich in dieser entzückenden Kleinstadt mit anderen ProfikillerInnen vernetzt.)

Im Hotel wurde ich freundlich gefragt, ob bei mir eine Schraube locker sei. Wobei nicht mein Geisteszustand, sondern eventuelle Mängel in meinem Zimmer gemeint waren.

Ein Lokal namens Hüftgold lädt dazu ein, sich hochkalorisch den Bauch vollzuschlagen. Wohlwissend, dass man sich somit kurz vor der Badesaison Ballast anfuttert – aber wen interessiert´s, wenn man so charmant eingeladen wird?

Das Schwein, auf dessen Rücken ein Mann und eine Frau über den Schlossplatz reiten, ist zwar weniger charmant, aber Schwetzingens schräge Antwort auf imposante Reiterstatuen im Rest der Welt. Außerdem hat die Stadt eine wunderschöne Methode, BesucherInnen ihre Geschichte zu erzählen: Anstelle von schnöden Lehrtafeln stehen Motivbänke vor den touristischen Hotspots und thematisieren, worum es in Schwetzingen geht. Spargel, Bier und Mozart auf quietschbunten Sitzgelegenheiten. Geplant meinerseits war, die Zeitfenster zwischen Netzwerken und Seminaren zum Morden zu nutzen. Großer Irrtum; gegen den Schlosspark und mit seinem üppig blühenden Kirschgarten haben Spannungsbögen keine Chance. Bevor ich also eilig die Stadt verlasse, um meine Deadline einhalten zu können: Schwetzingen, du hast mich am Haken!