Von Blumen, falschen Farben und dem Bösen in mir

von Katharina Eigner

Ich habe keinen grünen Daumen. Selbst meine Kakteen biegen sich vor Durst.

Meine beste Freundin dagegen ist eine Pflanzenflüsterin, ihr Garten eine Oase der Farben und Düfte. Ihr Geheimrezept: Reden. Ernsthaft! Im lockeren Plauderton unterhält sie sich mit ihren Blumen, lobt sie, verspricht weicheres Wasser oder Dünger oder redet ein ernstes Wörtchen mit ihnen. Blühresistenten Kandidaten setzt sie schon mal ein Ultimatum.

Dabei leidet sie weder unter Vereinsamung, noch ist sie verhaltensauffällig. Aber – und das ist das Beste: Der Erfolg gibt ihr Recht. Daher habe ich mich letzten Sommer entschieden, meine Strategie zu ändern.

Ich bevorzuge weiße oder rosarote Blumen in meinem Garten (ein harmloser Tick!), aber die meisten weigerten sich, zu blühen. Ich wiederum weigerte mich zu glauben, mein mangelnder Einsatz sei daran schuld. Statt Dauerkonflikten mit meiner zartrosa New Dawn setzte ich nun auf Konversation. Anfangs freundlich, später bestimmt. Wahrscheinlich liegt es an meiner Empathie, dass ich ihre Situation mit meinem Schriftsteller-Dasein verglich: Ich funktioniere am besten unter Stress. Je kürzer die Abgabefrist, umso ergiebiger die Ideenquelle. Also setzte ich der rosa Rose eine (wörtliche!) Deadline: Entweder du blühst nächste Woche, oder du landest im Kompost! Was folgte, war ein wahrer Blüten-Dauerregen! Geht doch, dachte ich und stockte die Rosenzucht auf.

Für meinen Mann bestätigte sich der Verdacht: Das Böse in mir lässt sich nicht bremsen. Zu seiner Sicherheit setze ich diese Energien nur auf dem Papier und in der Botanik frei. Für meinen Garten besteht also Hoffnung.

Übrigens: Am allerschönsten blühte die Rose, die ich versehentlich in der falschen Farbe gekauft habe. Wahrscheinlich, weil sie am meisten Angst vor mir hat: Die gelbe.