Vom Manuskriptabgabe-Blues und anderen Post-Skriptum-Wehwehchen
von Katharina Eigner
Sobald man E-N-D-E unter den letzten Satz getippt hat, fühlt man sich befreit und schwerelos. Ich weiß nicht, ob dieser Satz von jemandem stammt, der tatsächlich schon ein Buch verfasst hat, noch dazu unter Zeitdruck. Seit Manuskriptabgabe fühle ich Vieles, aber Schwerelosigkeit ist nicht dabei.
In den letzten zwei Wochen war mein „normales“ Leben nicht mehr als ein verschwommener Hintergrund, verdrängt vom Manuskript und der Angst, nicht rechtzeitig fertig zu werden.
Write – eat – sleep – repeat. Ich war im Hamsterrad des Schreibens, im Rauschzustand. Adrenalin und Koffein überschwemmen den Körper, man ist ganz und gar im Text gefangen, sucht fiebrig nach Worten und ist eins mit den Figuren.
Und jetzt? Ich habe mein Buchbaby losgelassen und fühle mich schrecklich. Aus der Kurve getragen. Ich bin bei voller Fahrt aus dem Hamsterrad gefallen und zurück in die Realität geplumpst. Das Aufrappeln gelingt nur mühsam, ich fühle mich verlassen, der Körper schreit nach Text und Zucker. Nein, eigentlich nur nach Zucker, denn dem Insulinspielgel ist das Buch egal. Meine Familie macht irritiert auf dem Sofa Platz; als Co-Fernseherin haben sie mich längst abgeschrieben. Auf den letzten Metern hat mich Bruno Ferrara mit Pronto! Pronto durch meinen Italien-Krimi gejagt, jetzt wechelt die Playlist. Ich habe dieschleppenden Melodien von Einsamkeit, Verrat und Resignation im Ohr: den Manuskriptabgabe-Blues.