So what?
von Katharina Eigner
2024 ist in der Zielgeraden und ich verzichte – guten Gewissens – auf einen Jahresrückblick.
Stattdessen widme ich diese Kolumne einer ganz Großen, die sich in diesem Jahr von der Welt verabschiedet hat. Für mich untrennbar mit dem Krimigenre verbunden: Maggie Smith.
Spuren meines ersten, ernsthaften Krimi-Virus zirkulieren noch heute in meiner Blutbahn. Agatha Christies Whodunit „Das Böse unter der Sonne“, legendär verfilmt mit Peter Ustinov und Maggie Smith. Ich war fasziniert von der Unvorhersehbarkeit der Handlung, von Peter Ustinovs Bauch und Maggie Smiths Humor. Ihre gouvernantenhafte Ausstrahlung, gepaart mit Schlagfertigkeit und Selbstironie hatte es mir angetan.
Mit nicht einmal zehn Jahren war ich weit entfernt von Spannungsbögen und Charakterzeichnungen, aber ihre Schauspielkunst hat sich wie ein Anker in meinem Unterbewusstsein verhakt. Komik und Bissigkeit, elegant über die Handlung gestreut. Gnadenlos kluge Pointen, die selbst die schwärzeste Stimmung behutsam aufhellen. Ungeachtet dessen, ob sie von allen verstanden werden. Vielleicht deshalb beschäftigt mich bei jedem neuen Projekt die Frage, wie viel Humor ein Krimi verträgt. Zu wenig kann schnell langweilig wirken. Zu viel lenkt von der Handlung ab. Maggie Smith kannte die Dosis genau und hat mich infiziert; Risiken und Nebenwirkungen inklusive.