Medizinmänner und der Club der einsamen Herzen

von Katharina Eigner

Hätten alle Ärzte, die mir auf Instagram folgen, meine Krimis gelesen, dann wäre ich die unangefochtene Nummer eins der Spiegel-Bestseller-Liste. Baba, Brotjob!

Allerdings: wären jene Herren mit Stetoskop und treu-doofem Dackelblick tatsächlich Ärzte, wäre die ganze Welt gesund. In regelmäßigen Abständen quillt mein Account nämlich über vor türkis verhüllter Männlichkeit mit OP-Maske. Der eine oder andere posiert sogar vor grünen Kacheln und OP-Tisch (Gnade dem Patienten, dessen Chirurg Zeit für ein Selfie am offenen Herzen hat!). Als gelernte Istagrammerin weiß ich natürlich, welcher Honig diese Pseudo-Mediziner schwarmweise anlockt: Hashtags. Da die Protagonistin meiner Krimis Arzthelferin ist, setze ich manchmal #arzthelferin oder #praxis unter meine Postings. Aber nicht immer erreicht man mit Hashtags die richtigen Zielgruppen, nicht immer ist der Algorithmus transparent und nur selten funktioniert er wie geplant. Ein Möchtegern-Medicus wird also unter „Kollateralschaden“ verbucht und sofort blockiert.

Noch wirkungsvoller als Hashtags sind übrigens Bilder mit kirchlichem Bezug - ich weiß, wovon ich rede. Nachdem ich das Foto einer Kapelle, realer Schauplatz im Krimi, gepostet habe, war der Petersplatz in Rom leergefegt. Stelle ich mir zumindest vor. Denn mit der hohen Anzahl an gottesfürchtigen Männern (goldenes Kruzifix im dichten Brusthaar), die das Gespräch mit einer Krimiautorin suchen, könnte man locker die Via Dolorosa füllen!

Bevor mein Account zum spirituell-medizinischen Auffangbecken wird, hilft nur eines: Ausmisten! Also sichte ich meine Follower, mache quasi Inventur im Club der einsamen Herzen und lösche, lösche, lösche.  

Demnächst poste ich übrigens ein Selfie mit Ehering.