Lass Blumen sprechen!

von Katharina Eigner

Ich bin Gewohnheitstier und Massenmörderin. Ersteres bezieht sich auf das Schreiben, Letzteres auf meine pflanzlichen Mitbewohner. Kakteen ertränke ich, anderes Grünzeug lasse ich bis zur Knusprigkeit verdorren. Nicht aus purer Lust am Töten – ich meine es nicht böse, wirklich! – sondern mangels grünem Daumen. Vielleicht erinnern mich meine Blumen sogar regelmäßig an die Pflege, aber ich verstehe sie einfach nicht.

Beim Schreiben ist der klassische Cosy-Crime sowohl meine Gewohnheit als auch große Liebe. Ich war überzeugt, diese Verbindung sei für die Ewigkeit gemacht, bis nahezu zeitgleich zwei Dinge passierten. Erstens: ich bekam die Chance, einen historischen Krimi zu schreiben, sprich den nächsten, bereits angefangenen Cosy in der Schublade zu parken, zu neuen Ufern auszubrechen. Und zu einem großen Thema, was mich skeptisch und ehrfürchtig zugleich machte. Was tun? Die Chance nutzen?

Außerdem: zwei Weihnachtssterne weigerten sich beharrlich, ihr Leben auszuhauchen.  Ausgerechnet die zugluftempfindlichsten Diven der Pflanzenwelt protzen noch jetzt im Februar mit tiefroten Blättern und blühen gegen jeden Tötungsversuch an.

„Ein Zeichen““, raunte die beste aller Freundinnen mit dem grünsten aller Daumen nach fachkundiger Besichtigung. „Die Blumen wollen dir etwas sagen!“

Ich zupfte misstrauisch an den kerngesunden Blättern. In Pflanzenangelegenheiten irrt meine Freundin nie, aber wir erinnern uns: ich spreche nicht Flora, also wie die Botschaft knacken? Eine durchwachte Nacht später - wer hätte geahnt, dass mich blühende Weihnachtssterne dermaßen aus dem Gleis bringen können? – lieferte eine Autorenkollegin die Antwort: „Das liegt doch auf der Hand: wenn zwei Weihnachtssterne bereit sind für ein Leben bei dir, dann bist du bereit für ein neues Projekt! Schreib den historischen Krimi!“

Was soll ich sagen? Ich verbringe Stunden in Archiven, Museen und Bibliotheken. Ich bin in ein anderes Jahrhundert getaucht und wässere jetzt brav meine Weihnachtssterne. Ab und zu plaudere ich sogar mit ihnen. Vielleicht wird es zur Gewohnheit.