Katharina Eigner räumt auf - Inventur der Verbrechen

von Katharina Eigner

Firmen und Aufräum-Queens dieser Welt beginnen das Jahr mit einer Inventur. Eine Bestandsaufnahme der Besitztümer schafft Überblick, bewahrt vor unnötigen Neuanschaffungen und gibt schonungslos alle Leichen im Keller frei, die seit Jahren im Anlagevermögen mitgeschleift werden. Womit wir beim Thema wären:

Warum nicht die Leichen und Morde der eigenen Manuskripte inventieren? Schließlich soll das neue Schreibjahr in geordneten Verhältnissen großwerden dürfen. Also habe ich den letzten, verbliebenen Rest vom Neujahrsvorsatz „Ordnung halten“ für diese Kolumne geopfert (Applaus gerne später) und bereits verfasste Manuskripte durchforstet. 

Wenn ich mich nicht verzählt habe, enthalten meine 6 Krimis (Kurzgeschichten ausgenommen) insgesamt 12 Leichen, also durchschnittlich zwei pro Buch. Hier könnte künftig optimiert werden. 

Außerdem in die Statistik eingeflossen:

  • Mordwaffen:  2 x Messer, 2 x Strang
  • Giftmorde: 3
  • Felsstürze: 2
  • Tod durch Ertrinken: 2
  • Tod durch Erfrieren: 1
  • Mehr als 75 % der Morde fanden in der warmen Jahreszeit statt,
  • Hauptfiguren: 83 % weiblich, 17 % männlich 
  • Tote: 59 % weiblich, 41 % männlich

Folgende Ideen werden mangels Umsetzbarkeit aus dem Anlagevermögen gestrichen: Totlachen, Ohren blutig reden

Halbfertigprodukte wie begonnene Manuskripte und/oder nicht lektorierte Kurzkrimis müssen innerhalb des laufenden Schreibjahres fertiggestellt werden und den qualitativen Standards entsprechen. 

Wie würden Martha Stewart oder Marie Condo diese Bilanz interpretieren?

In Sachen kreatives Morden sind längst nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft, das Platzangebot für mehr Verbrechen sollte man besser ausnutzen,
die Autorin erfüllt zwar die Frauenquote, scheut aber das Morden bei niedrigen Temperaturen.

Eventuell mehr Blut vergießen, Schubladendenken eher hinderlich.

Wenn also Ordnung tatsächlich die dunkle Seite der Seele ist, dann ist sie bei mir richtig.