Fahren bei Nacht
von Katharina Eigner
Jeden Montag muss ich zig Kilometer mit dem Auto abspulen und habe Zeit zum Grübeln. Aktuelles und Nüsse, die ich im Schreiballtag knacken muss, vermischen sich zu kruden Gedankenstrudeln und landen manchmal sogar in einer Kolumne.
Bei Dunkelheit sitze ich übrigens nicht gern am Steuer. Das finstere Ungewisse, das sich links und rechts der Straße auftut, macht mir Angst. Dass ich auf einsamen Landstraßen die Türen von innen verriegle, versteht sich von selbst. Zugegeben, mein Krimi-Gehirn ist trainiert auf den kleinen Horror zwischendurch und begibt sich nicht so schnell in den Ruhe-Modus. Im Gegenteil: mit jedem gefahrenen Kilometer kommt es mehr und mehr in Fahrt. Abgesehen von Finsternis und Bodennebeln stören mich die Lichter entgegenkommender Autos: grell und dennoch verlockend. Man kann sich ihnen nicht entziehen. Wer zu lange hinschaut, kommt vom Weg ab und hat verloren. Egal, welche Blinklichter uns im Leben begegnen: Der Trick ist, daran vorbeizuschauen und sich nicht blenden zu lassen. Nicht die Augen verschließen, aber dennoch in der Spur bleiben.
Im Krimi und im echten Leben.