Erwarte das Unterwartete
von Katharina Eigner
Ein Radfahrer mit Surfboard unter dem Arm, ein mittelalterlicher Gaukler auf Stelzen; wenn wir die Abwechslung nicht aktiv suchen, dann findet sie uns. Garantiert.
Manchmal ist Abwechslung allerdings das Letzte, woran man denkt. Hat man ein Ziel vor Augen, schaltet der Körper auf Autofokus – die Sicht wird ausschließlich auf Abgabetermin, Prüfung oder ein ähnliches Finale scharf gestellt, der Rest verschwimmt im Hintergrund. Man gerät in den selbstgewählten Sog der Zielstrebigkeit.
Gefährlich dabei nach Erreichen der Deadline: der abrupte Ausstieg. Der ist nämlich alles andere als einfach, vergleichbar mit einem Umstieg von TGV auf Bummelzug. Körper und Geist, eben noch High Speed unterwegs, sollen plötzlich Tempolimits beachten und gefälligst die wohlverdiente Pause genießen. Eine Kurve, die viele ins Schleudern bringt.
Ein Adrenalinschub auf den letzten Metern vor dem Ziel ist berauschend – dennoch tut es gut, auch das Unerwartete wahrzunehmen. Zumindest aus dem Augenwinkel. Wie einen Radfahrer mit Surfbrett unter dem Arm.