Ein Königreich für ein E!

von Katharina Eigner

Jedesmal dieselbe Frage, wenn ich meinen Mädchennamen nannte: Mit oder ohne e?

Stad-l-ober oder Stad-e-lober?

Sosehr ich mich damals gegen das E gewehrt habe, so sehr muss ich jetzt darum kämpfen. Denn als Draufgabe zu Ehering und neuem Namen kam die Frage: Eigner mit A oder E? Anfangs setzte ich auf Erklärungen, Vergleiche (Eigner wie Ei) oder Alliterationen (Eigner im Eichenweg). Dann ging ich zu kontrollhaftem Über-die-Schulter-Starren über, wenn jemand meinen Namen schrieb. Denn phonetisch ist der Buchstabendreher zwar irrelevant, aber schriftlich kann ein A großen Schaden anrichten, wo es nicht hingehört (Stichwort Gerichtsbescheide oder Blutkonserven).

Mittlerweile habe ich auf Prävention umgesattelt und mir angewöhnt, immer „mit E“ dazuzusagen. So wie andere ihre Pommes reflexartig „mit Ketchup“ bestellen.

Das nächste Level erreichte das Buchstabendilemma, als sich ein Autorentraum erfüllte: mein Name stand in der Zeitung, nur wenige Wochen nach Erscheinen meines Krimis!

Nicht in irgendeiner, sondern in einer der auflagenstärksten Zeitung des Landes. Ich fand mich nicht im Veranstaltungskalender, sondern im Literaturteil – und erstarrte: Aigner mit A!

Im ersten verzweifelten Moment fiel mir Alanis Morisettes Hit „Ironic“ aus den 90ern ein, in dem sie vom Lottogewinn und dem Tod am nächsten Tag singt, von zehntausend Löffeln, wenn man nur ein einziges Messer braucht. Dass ich dem verantwortlichen Redakteur sofort telefonisch den Kopf gewaschen habe, versteht sich von selbst.

Sahnehäubchen des Dramas: meinen Beinahe-Namens-Zwilling Katharina Aigner (mit A!) gibt es tatsächlich. Sie ist ebenfalls Autorin, allerdings in einem anderen Genre (Fakten zum Geschlechtsverkehr) und als Self-Publisher unterwegs.

Aus purem Masochismus kostete ich alles aus, was die Verwechslung an Schreckensszenarien hergab: fürchtete enttäuschte Zuhörer, die mit einer anderen Katharina gerechnet hatten. Sah mein mühevoll aufgebautes Autoren-Image in Gefahr, wenn man pornographische Texte von mir erwartete (möglicherweise lukrativ, aber momentan nicht mein Ding). Durchsuchte das weltweite Netz nach katastrophalen Folgen von Verwechslungen. Und zog irgendwann die Reißleine.

Ich erinnerte mich an das Seminar einer Marketing-Trainerin und nahm mir vor, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen. Zumindest im Rahmen meiner Möglichkeiten. Wenn gutes Marketing aus Schwächen Stärken macht, warum nicht den Buchstabenspieß umdrehen und zum Vorteil nutzen? So wie ein Radiomoderator, der aus seiner Abneigung gegen Instagram einen Hashtag gemacht hat. Mittlerweile sind beide legendär, Moderator und Hashtag.

Es kostete mich anfangs Disziplin, aber mittlerweile setze ich die Buchstabenkombination ganz automatisch unter meine Posts:

#eigner_mit_e