Die allerbeste Alarmanlage

von Katharina Eigner

Italienische Nonnas sind zuverlässiger als jede Alarmanlage, demnach ist meine Schwiegermutter mindestens so italienisch wie Sofia Loren und Adriano Celentano zusammen. Nichts entgeht ihrem Radar, wie die folgende Geschichte zeigt.

Im Herbst haben die Einbrecher Hochsaison. Polizeistreifen ebenfalls. Gesetzeshüter schwärmen scharenweise aus, um Kleinkriminelle aller Arten auf frischer Tat zu ertappen. Wie mich. Neulich auf dem Weg vom Supermarkt zurück nach Hause bemerkte ich ein Polizeiauto im Rückspiegel. Der graue Van mit dem rot-blauen Seitenstreifen klebte mir schon minutenlang am Heck. Ich bog an der Kreuzung rechts ab, der Polizeiwagen auch. Ich parkte vor unserem Haus, der Polizeiwagen auch. Leicht verkrampft stieg ich aus, ein Polizist hinter mir auch. Ganz sicher ein Zufall, redete ich mir ein und sprach ihn an.

„Suchen Sie jemanden?“

„Ja, Sie!“

Betretene Pause und heftiger Schweißausbruch meinerseits. Ich durchforstete mein Gewissen, wurde aber nicht fündig. Warum sollte die Polizei mich suchen, ich hatte mich doch gar nicht versteckt? Kein Ladendiebstahl, kein Kapitalverbrechen ging auf mein Konto.

„Sie haben einen Wagen touchiert und Fahrerflucht begangen!“, stellte der Polizist grimmig fest. „Entweder Sie gestehen sofort oder wir müssen Sie zur nächsten Dienststelle begleiten!“ Widerspruch zwecklos. Ich stammelte etwas von Verwechslung und Unschuld, aber mein Gegenüber schüttelte stur den Kopf und forderte ein Geständnis. Ich saß sowas von in der Klemme. Nichts und niemand kann mir jetzt helfen, dachte ich verzweifelt. Irrtum.

„So eine Überraschung!“ Eine bekannte Stimme aus dem Off: meine Schwiegermutter, angelockt vom Motorengeräusch des Polizeiautos. „Christian?“

Der Polizei-Christian zuckte zusammen. Binnen Sekunden wechselte sein Gesicht die Farbe. Vermutlich weil er erkannte, dass er jetzt sowas von in der Klemme saß, denn nicht einmal der hartgesottenste Cop kann meine Schwiegermutter abwimmeln. Sie strich ihm zärtlich über die Wange. „Hast dich lange nicht mehr anschauen lassen, Christian! Kommst du mich etwa besuchen?“ Und damit hatte sie ihn geknackt und mich vor einer Befragung oder Schlimmerem bewahrt. Spoiler: ich habe weder ein Auto beschädigt noch Fahrerflucht begangen. Und wenn doch, hätte es irgendeine Nonna bestimmt bemerkt.