Drei Fragen an ... Lisa Graf-Riemann

17.06.2022 – Lisa Graf-Riemann spricht über Inspiration und wie ein Genre-Wechsel sie auf die Spiegel-Bestsellerliste katapultierte.

Du hast bereits zahlreiche Krimis veröffentlicht, zuletzt „Die zweite Geige". Worum geht es? Was hat dich zu diesem Krimi inspiriert?

In “Die zweite Geige“ geht es tatsächlich um eine Musikerin, die im Orchester die erste Geige spielt, und den „zweiten Geiger“ an ihrer Seite. Hauptfigur und Privatermittler ist, wie in Band 1 der Reihe, der „Kurschatten-Affäre“, der Hochstapler Sascha Maiensäss, der sich zwar vom Kurschatten und kleinen Ganoven zum seriösen Medizinstudenten mausert, aber dabei einer noch größeren Hochstaplerin, als er es jemals war, auf den Leim geht. Während er ihr auf die Schliche kommt, findet er eine Vermisste wieder und kann am Ende noch einen Mord aufklären. Die Handlung spielt im noblen, traditionsreichen Kurort Bad Reichenhall, untermalt von der Musik der Bad Reichenhaller Philharmonie und vor grandioser Alpen-Kulisse. Hier wie zu allen meinen Regio-Krimis inspirieren mich Charaktere, Themen und Geschichten, die zur jeweiligen Szenerie passen.

Du hast beruflich verschiedene Tätigkeiten ausgeübt und warst auch als Polizei-Dolmetscherin tätig. Hat dich diese Arbeit auch zum Schreiben deiner Krimis inspiriert?

Die Arbeit für die Bundespolizei am Münchner Flughafen war so eine Art Sprungbrett für mich. Ich hatte davor auch schon geschrieben, aber „nur“ Sachbücher, Reisebücher und Lehrwerke für die Erwachsenenbildung. Am Flughafen kam ich mit Verbrechern, Unschuldigen und Polizisten in Berührung. Ich habe unterschiedlichste Menschen und Fälle kennengelernt und es gab genügend Spielraum und Wissenslücken, um meine Fantasie anzuregen. Nach einem meiner letzten Einsätze am Flughafen beschloss ich, meinen ersten Krimi zu schreiben. Als er veröffentlicht wurde, hatte ich schon den zweiten in der Schublade, und so ging es weiter bis Nummer zehn,  „Die zweite Geige“.
Aktuelle Themen und Personen, auf die ich beim Recherchieren oder auch beim Zeitunglesen stoße, Geschichten, die jemand mir erzählt - wenn sie mich wirklich packen, kann daraus der Stoff für einen neuen Krimi werden.

Du hast unter dem Namen Lisa Graf Ende letzten Jahres den ersten Band einer historischen Romanreihe vorgelegt und bist damit prompt auf der Spiegel-Bestsellerliste gelandet. Wie kam es zu diesem Genre-Wechsel und wie ist das für eine Krimi-Autorin plötzlich historische Romane zu schreiben – ganz anders oder gibt es auch Gemeinsamkeiten?

Zum Genrewechsel kam es, weil ich durch einen Zeitungsartikel auf eine sehr interessante Frau aufmerksam geworden war, die um 1900 ein Unternehmen in München – das Delikatessengeschäft Dallmayr - führte und damit einen sagenhaften Erfolg hatte. Und das zu einer Zeit, als Frauen eigentlich keine Bildungs- und so gut wie keine beruflichen Chancen hatten. Ich war fasziniert von dieser historischen Persönlichkeit und konnte mit meiner Begeisterung auch den Penguin-Verlag anstecken.
Im Unterschied zu den Krimis kommen in meinem historischen Roman weder Mord noch Totschlag, aber doch einige Fälle von Betrug und übler Nachrede und minder schwerer oder nur Fast-Verbrechen vor. Auf jeden Fall steckt viel Spannung in dem Roman, ohne die es mir nicht gelänge, meine Leserinnen und Leser über 640 Seiten hinweg zu fesseln und bei der Stange zu halten. 17 Wochen auf der Spiegel-Bestsellerliste, davon einige Wochen mit Platz drei sogar auf dem Treppchen und dazu ein Platz unter den besten zwanzig der Jahresbestsellerliste 2021, das war schon eine Sensation für einen „Erstling“. Meine lange Schreiberfahrung, eine Menge Disziplin und literarisches Gespür waren für diesen Erfolg sicher keine Nachteile.

Zum Autorinnenprofil von Lisa Graf-Riemann.

Homepages: www.graf-riemann.de, www.lisagraf-autorin.de

Die Fragen stellte Sybille Baecker.

Aktuelle Neuerscheinung:
Die zweite Geige
Lisa Graf-Riemann
Benevento publishing, Servus-Krimi
ISBN 9783710403019