Drei Fragen an ... Maike Braun
07.07.2023 – Passend zur Urlaubszeit entführt das Kurzinterview mit Maike Braun dieses Mal in den Süden Europas, nach Portugal. Die Autorin verrät, wie Portugal sie zu einem Klimakrimi inspirierte.
Du hast Naturwissenschaften studiert und in Biologie promoviert - dein aktueller Krimi "Portugiesische Abrechnung" ist ein Klimakrimi. Verwebst du Fiktion und Wirklichkeit oder ist alles rein fiktiv?
Ich bin total begeistert von Portugal und der Stadt Lissabon. Zudem beschäftige ich mich schon lange mit dem Klimawandel. Bei der Suche nach Ideen, Land und Thema zu kombinieren, bin ich auf die Meeresstrategie Portugals gestoßen und habe von den riesigen, vermuteten Methaneisvorkommen auf den Meeresböden gelesen. Als Naturwissenschaftlerin hat mich das gereizt. Ich habe mir gedacht, das weckt garantiert Begehrlichkeiten, daraus lässt sich ein Krimiplot stricken. Es ist also alles fiktiv, bis auf die Museen, Bars und Restaurants. Die gibt es alle.
Und die konkreten Angaben zur Treibhausgasbilanz und anderen Klimathemen stimmen ebenfalls. Wenn ich also im Roman hin und wieder Hamburg mit Lissabon bezüglich ihrer Klimapolitik vergleiche, hat das eine reale Basis. Ich kann die Leser:innen nur ermuntern, mal in der Umweltbehörde ihrer Stadt oder Gemeinde nachzufragen, wie es denn mit der Treibhausgasbilanz dort aussieht.
Du wurdest in Reutlingen geboren, lebst heute in Hamburg, dein Krimi spielt aber in Portugal. Gibt es eine Verbindung zwischen Hamburg und Lissabon? Und wie bist du bei der Recherche vorgegangen?
Es gibt tatsächlich schon lange eine Verbindung zwischen den beiden Städten. Im 16. Jahrhundert flüchteten viele portugiesische Juden vor der Inquisition nach Hamburg. Danach zog der Hafen viele portugiesische Arbeitskräfte an und vor fast sechzig Jahren wurde ein Abwerbeabkommen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und Portugal geschlossen. Heute leben in Hamburg mehr Portugiesen als in irgendeiner anderen deutschen Stadt.
Ich habe jede Gelegenheit genutzt, um vor Ort zu recherchieren. Manchmal waren es wahre Begebenheiten, die mich auf eine Idee gebracht haben. So fiel einmal der Durchlauferhitzer aus. Der Handwerker hat festgestellt, dass ein elektrisches Bauteil defekt war. Doch die Solarpaneele hätten immer noch genügend Strom liefern sollen, um das Wasser zu erwärmen. Stellte sich heraus: Es gab ein Leck. Aber auf welcher Etage? Der Handwerker und ich verbrachten den Samstagvormittag damit, das Leck zu lokalisieren. Diese Episode hat mich darauf gebracht, Selva die Angaben zu den Solaranlagen der Stadt genauer anschauen zu lassen und sie findet sich auch in leicht abgeänderte Form im Roman.
Deine Protagonistin Selva Klimt lebt in Brüssel. Wer ist Selva? Was macht sie in Brüssel und wie kommt sie von dort nach Portugal?
Selva ist externe Sachverständige bei der Europäischen Kommission in der Direktion Klimapolitik. Dort klopft sie die Klimaprojekte auf ihre Wirtschaftlichkeit ab. Ihr Chef schickt sie nach Lissabon an die Umweltbehörde, um dort die Treibhausgasbilanz der Stadt zu überprüfen. Nach der Trennung von ihrer Frau kommt das Selva sehr gelegen. Sie freut sich auf den Tapetenwechsel.
Selva ist also keine Ermittlerin im klassischen Sinn. Sie hat keinerlei forensische oder juristische Ausbildung. Sie ist allerdings sehr gut darin, solange nachzubohren und Fragen zu stellen, bis sie die Wurzel eines Problems gefunden hat. Genau das hilft ihr jetzt weiter, um herauszufinden, wer hinter dem Mord an dem Direktor der Umweltbehörde steckt.
Zum Autorinnenprofil von Maike Braun.
Homepage: www.mbautorin.com
Die Fragen stellte Sybille Baecker.
Aktuelle Neuerscheinung
Portugiesische Abrechnung
Maike Braun
PIPER
ISBN 978-3-492-50677-9