Drei Fragen an ... Sandra Åslund
09.06.2023 – Unter Sandra Åslunds Pseudonym Sandrine Albert ist gerade der zweite kulinarische Frankreich-Krimi erschienen. Worauf er Appetit macht, verrät sie im Interview.
Du kommst vom Niederrhein, lebst mittlerweile in Schweden und schreibst Krimis, die in der Provence und in Bordeaux spielen. Wie kam es dazu?
Frankreich war von der Jugend an wie meine zweite Heimat, seit der ersten Unterrichtsstunde liebe ich die Sprache und plante, irgendwann dorthin auszuwandern. Konkret in die Provence, wo meine Familie fast zwanzig Jahre lang ein kleines Feriendomizil besaß. Dann funkte mir das Leben dazwischen: Ich heiratete einen Schweden und landete im hohen Norden.
Die Liebe zu Frankreich blieb. 2010 hatte ich während eines Aufenthalts in der Provence die Idee zu meinem ersten Krimi: Licht und Idylle als Kontrast zum Dunklen und Bösen. Daraus entstand die Hannah-Richter-Reihe um meine aus Köln stammende Kommissarin, die es immer wieder in die Provence verschlägt.
Als mein Verlag eine weitere Reihe anfragte, entschied ich mich für Bordeaux und die Atlantikküste, meine zweite Wunsch-Region. Da ich dort weniger heimisch war, habe ich viel vor Ort recherchiert. Durch eine Kooperation mit den Tourismusämtern konnte ich ganz gezielt Interviews führen, z.B. mit Weingutbesitzern und einem Sternekoch. Sogar die Police Nationale durfte ich besuchen.
"Mord in Bordeaux" ist der 2. Teil deiner Krimireihe um die Privatdetektivin und Foodbloggerin Claire Molinet erschienen. Im Untertitel wird ein kulinarischer Krimi angekündigt. Worauf dürfen sich die Leser:innen freuen? Und kochst du selbst auch gern?
Jeder Band der Claire-Molinet-Reihe hat einen anderen kulinarischen Schwerpunkt. Für „Mord in Bordeaux“ habe ich Desserts, Gebäcke, Süßspeisen und Schokolade gewählt, die typisch für die Region sind. Ich liebe Schokolade, und so habe ich eine örtliche Chocolaterie besucht. Ich durfte bei der Produktion über die Schulter schauen und das Geschäft in mein Buch einbauen. Darüber hinaus erfahren die Leser:innen einige Infos zu Traditionsbackwerk – es ist erstaunlich, wie viele gut gehütete Familienrezepte es gibt. Außerdem finden sich im Anhang je ein Rezept für ein Gebäck und ein Getränk, die in der Geschichte vorkommen.
Meine Protagonistin eine leidenschaftliche Köchin. Die Kulinarik wurde ihr in die Wiege gelegt: Ihre deutsche Mutter ist Sterneköchin, der französische Vater besitzt eine kleine Restaurantkette. Ich koche und backe selbst gern, mag es, zu improvisieren, besonders mit Resten, woraus oft die allerbesten Rezepte entstehen. Den Hang zur Improvisation habe ich Claire mitgegeben.
Aber natürlich wird in deinem Krimi nicht nur geschlemmt. Worum geht es in Claire Molinets zweitem Fall?
In „Mord in Bordeaux“ habe ich ein Herzensthema eingeflochten: Neben der Kulinarik spielt ein realer Skandal aus den 50ern eine große Rolle. Über den furchtbaren Babypuderskandal, bei dem seinerzeit versehentlich mit Arsen kontaminierter Babypuder in Umlauf kam, bin ich zufällig bei meinen Recherchen für den ersten Band der Reihe gestolpert. Über 500 Babys wurden damals verletzt, rund 100 starben. Von den Behörden wurde die Angelegenheit regelrecht unter den Teppich gekehrt, der verantwortliche Apotheker kam mit einer läppischen Geldsumme und einer Bewährungsstrafe davon. Die Geschichte hat mich nicht mehr losgelassen, so dass ich sie unbedingt einbauen wollte. Dabei habe ich mich auf die Recherchen einer französischen Journalistin gestützt, die vor einigen Jahren in einem Sachbuch das Licht noch einmal auf diesen Skandal lenkte. Zum Glück ging mein Verlag den Weg mit, da es für einen kulinarischen Krimi ein ordentlicher Spagat ist. Aber den Leser:innen-Stimmen nach, hat er funktioniert.
Zum Autorinnenprofil von Sandra Åslund.
Homepage: www.sandraaslund.com
Die Fragen stellte Sybille Baecker.
Aktuelle Neuerscheinung:
Mord in Bordeaux
Sandrine Albert
Verlag Ullstein Taschenbuch
ISBN 978-3-54806-734-6