Drei Fragen an ... Gudrun Tossing

09.07.2021 - Gudrun Tossing ist Verlagsautorin und Selfpublisherin und berichtet im Interview, wie sie beim Schreiben eines Romans vorgeht.

Du bist Verlagsautorin, hast jetzt aber ein Buch als Selfpublisherin herausgegeben. Warum hast du dich für das Selfpublishing entschieden? Welche Aufgaben hast du selbst übernommen, wo hast du Unterstützung gesucht?

Der Kriminalroman „Salamander-Chor“ ist meine erste Erfahrung im Selfpublishing, nachdem ich in den Jahren zuvor vier Bände mit Kurzgeschichten und drei Romane in Kooperation mit verschiedenen Verlagen herausbrachte.
Als „kriminale Reiseschriftstellerin“ ließ mir das vergangene Jahr mit seinen diversen Einschränkungen Zeit für das Experiment, mal alles selbst zu machen: Covergestaltung, Abbildungen, Auswahl beim Drucksatz. Allein das Lektorat wurde outgesourct: Dankenswerterweise übernahm es mein Mann, der zudem noch seine – berufsmäßige – Kompetenz als Psychologe einbringen konnte. 
Für mich stellte das Selbstverlegen einen erhöhten Arbeitsaufwand dar, doch mit dem Resultat meiner Entscheidungsfreiheiten (z.B. Wahl der Schriftart im Haupttext) bin ich sehr zufrieden. Nach dem guten Start werde ich das Projekt im weiteren Verlauf begleiten und beobachten - und am Ende des Jahres beurteilen, ob ich die US-Krimiserie mit Stan Wrozeck als Ermittler auf dieser Basis weiterführe.

Du veröffentlichst unter mehreren Pseudonymen. Was erwartet deine Leser*innen in deinen Krimis – Cozy, Thrill, Hard boiled …?

Das kommt darauf an, unter welchem meiner drei Autorennamen ein Buch von mir zur Hand genommen wird. Die Kurzgeschichtenbände der sogenannten Tossing-Tales (KUUUK-Verlag) kommen als satirische US-Reise-Storys mit einer gewissen Bissigkeit daher – also eher nicht cozy.
Auch unter meinen beiden offenen Heteronymen geht es nur phasenweise gemütlich zu. Nach gemächlichem Beginn sorgt Alissa Carpentier stets für Thrill, wie zum Beispiel in dem Fuerteventura-Krimi „Stark-Sturm“. Ihr neuer Roman „So kühl im Grunde“, zurzeit im Lektorat, handelt von einer Mordserie, die im Deutschland der Nachkriegszeit geschieht und erst in Polen nach Fall des Eisernen Vorhangs aufgeklärt werden kann.
Den Deutschamerikaner Jeff Sailor ließ ich mit dem Roman „Jenseits von Jenen“, einer Hommage an und Persiflage auf John Steinbeck debütieren. Ins Hard-boiled-Metier ist er gewechselt, seitdem er den Einzelgänger Stan Wrozeck als US-Cop ermitteln lässt.

Woher nimmst du deine Inspiration und wie gehst du bei der Arbeit an einem neuen Roman vor?

Ein Roman beginnt beim Titel, und der ist bei mir die Initialzündung. Ich schnappe etwas beim Lesen auf: einen Namen, ein Dichterzitat, ein Begriff, aus dem sich ein Wortspiel machen lässt. Da wird aus einer Schlangengrube „Schlangen-Grab“ oder aus Fuerteventura „Stark-Sturm“. Aus Eichendorffs „In einem kühlen Grunde“ wird das doppeldeutige „So kühl im Grunde“. Und den Titel „Salamander-Chor“ habe ich vom Namen eines texanischen Gesangvereins deutschstämmiger US-Einwanderer stibitzt.
Alles Weitere ist freie Assoziation. Die Story läuft ab, und die Recherche mache ich oft zuletzt, ganz im Sinne des Wortes „Nach-Forschung“ – und auf die Gefahr hin, dass ich noch vieles ändern muss. Für die Auflösung gilt: Sie sollte so folgerichtig wie unerwartet sein. Da ist es am besten, wenn ich mich erst kurz vor Ende für einen der potentiellen Täter entscheide: Ich lasse mich da gerne von mir selbst überraschen.

Mehr über Gudrun Tossing – zum Autorinnenprofil

Homepage:: www.gtossing.jimdofree.com
www.alissasfuerteventura.jimdofree.com
www.jeff-sailor-alias-gudrun-tossing.jimdosite.com

(Die Fragen stellte Sybille Baecker.)

Salamander-Chor
Gudrun Tossing alias Jeff Sailor
tredition-Verlag, Hamburg
ISBN (Hardcover): 978-3-347-18541-8
(auch als Taschenbuch und E-Book erhältlich)