02.12.2022 – Wie sich Krimiautorin Andrea Revers eine moderne Miss Marple vorstellt, verrät sie im Interview.

Gerade ist der 3. Krimi der Frederike-Suttner-Reihe erschienen. Wer ist Frederike und hattest du von Anfang an geplant, eine Reihe zu schreiben?

Frederike ist eine pensionierte Kriminalkommissarin, die aus Düsseldorf in die Eifel zurückgekehrt ist, um dort friedlich ihren Ruhestand zu zelebrieren. Aber irgendwie kommt sie nicht dazu.
Hinter dem Konzept steckte der Wunsch eines Verlags nach einer „Eifeler Miss Marple“. Ich habe mir dann überlegt, wie Miss Marple wohl heute leben würde: Sicherlich berufstätig, irgendein Job im Polizeidienst und vielleicht auch ein wenig risikofreudiger und scharfkantiger.
Und wie das bei einer so passionierten Frau ist, hat ihr ein Fall nicht ausgereicht. Eigentlich war keine Reihe geplant, aber Frederike hat keine Ruhe gelassen und eine gute Nase für die Heimtücke der Eifel-Idylle. Mein Verleger Ralf Kramp hat noch vor Erscheinen des ersten Bandes „Schlaf schön“ gesagt: „Daraus machen wir eine Reihe, oder?“ Klar doch.

Du bist Psychologin und veröffentlichst auch Ratgeber und Fachbücher. Fließt deine Erfahrung als Psychologin in deine Krimis mit ein? Hilft dir dein beruflicher Hintergrund bei der Planung deiner Handlung, beim Anlegen deiner Figuren?

Ein Psychologiestudium ist tatsächlich eine gute Vorbereitung für Kriminalromane. Man beschäftigt sich jahrelang mit der ganz normalen Alltagspathologie und blickt in die Abgründe des menschlichen Geistes. Ich bringe das zu Papier, was manche Menschen sich heimlich denken und wünschen, aber nie in die Tat umsetzen würden.
Ein guter Krimi braucht schlüssige Motive und Verhaltensmuster, sonst wird es unglaubwürdig. Ja, da hilft mir mein beruflicher Hintergrund. Es lässt mir selbst keine Ruhe, wenn ich den Eindruck habe, dass etwas nicht logisch ist oder unterkomplex. Menschen sind enorm vielschichtig. Mich stört es ungemein, wenn ich beim Lesen kein Gefühl für eine Person bekomme, sie holzschnittartig beschrieben ist oder platte Klischees bedient. Wer meine Bücher liest, bekommt ein klares Bild von den Charakteren – nicht durch Beschreibungen oder Äußerlichkeiten, sondern durch das, wie sie reden und was sie tun. Verhaltensmuster sind ein Lieblingsthema von mir!

Nach vielen Berufsjahren widmest du dich nun voll und ganz dem Schreiben. Wie kam es dazu? Und hast du einen Tipp für Schreibanfänger:innen?

Ich habe in den letzten Jahren eine Weiterbildung zur Trainerin für Positive Psychologie gemacht. Dabei wurde mir klar, dass das, was ich tue, für mich wirklich befriedigend und sinnstiftend ist, ich aber meine Stärke der Kreativität nicht in dem Maße ausleben kann, wie ich es mir immer erträumt habe. Warum warten, bis ich in Rente bin? Also habe ich Ende 2018 meinen Job an den Nagel gehängt. Schreiben geht mir leicht von der Hand, Ideen habe ich viele. Leider kam mir direkt Corona dazwischen und all die anderen Krisen. Doch das Schreiben gibt mir Kraft. Ich kann meine eigene Welt erschaffen. Und ab und zu gibt es einen Rückfall in alte Coachingzeiten. Im Sommer habe ich mit „Glückslos“ noch einmal einen kleinen, sehr persönlichen Ratgeber für Krisenzeiten veröffentlicht, mit all den Methoden der Positiven Psychologie, die mir helfen.

Mein Tipp für Schreibanfängerinnen:
Mach einfach! Wenn du loslegst, verselbständigt sich die Story in deinem Kopf und kommt zu dir.

Zum Autorinnenprofli von Andrea Revers.

Homepage: www.andrearevers.de

Die Fragen stellte Sybille Baecker.

Aktuelle Neuerscheinung:
Hab keine Furcht
Andrea Revers
KBV, Hillesheim
ISBN 978-3-95441-625-7