Drei Fragen an ... Eva Reichl

03.09.2021 - Eva Reichl ist Serientäterin – oder eher Serienermittlerin. Im Interview erzählt sie, warum und wie Kommissar Oskar Stern zu seinem Namen kam.

Gerade ist der 4. Krimi deiner Mühlviertler-Serie erschienen. War dir von Anfang an klar, dass du eine Serie schreiben wolltest? Welche Vor- oder Nachteile siehst du darin, eine Serie zu schreiben?

Ja, ich wollte immer schon eine Serie schreiben, weil ich selber am liebsten Reihen lese. Ich finde es spannend, wenn ich mir als Schriftstellerin nicht nur Gedanken machen muss, wie der Mordfall passiert und die Aufklärung desselben möglichst spannend stattfinden kann, sondern auch, wie sich die Figuren über mehrere Bände hinweg entwickeln. Der Nachteil allerdings ist, dass man durch den Seriencharakter nicht mehr ganz so frei im Schreiben ist, als wenn man einen völlig unabhängigen Krimi zu Papier bringt, bei dem man auch die Protagonisten wieder neu erfinden kann. Aber das ist nur eine kleine Schattenseite beim Serienschreiben.

Dein Ermittler heißt Oskar Stern. Was für einen Kommissar hast du dir erdacht? Warum einen Kommissar und keine Kommissarin?

Ich hatte als Kind einen Teddybären, der für ein Kinderspielzeug eigentlich einen finsteren Blick hatte, und der, wenn man ihn umlegte, zufrieden brummte. So ein Typ ist mein Oskar Stern. Ein finster aussehender Ermittler, dem jedoch ein weicher Kern innewohnt. Bei dem man die oberste Schicht abkratzen muss, um ihn zu mögen. Der kurz vor seiner Pensionierung steht, was ihm aber jeden Tag zu schaffen macht. Und der eine streunende Katze bei sich zu Hause aufgenommen hat, ohne jegliche Erwartungen an das Tier zu haben. Warum es ein Kommissar und keine Kommissarin wurde, liegt ganz einfach im Namen begründet. Die Kombination Oskar (so heißt der Hund einer lieben Freundin) und Stern (mein Motto: man solle immer nach den Sternen greifen) hat mir einfach gut gefallen.

Warum hast du dich für das Krimi-Genre entschieden? Auch bei deinen Kinderbüchern sind ja ein paar Krimis dabei. Gibt es (Krimi-)themen, die dich besonders reizen/interessieren?

Ich mag Spannung und gut gezeichnete Figuren, ebenso bin ich von der bösen Seite des Menschen fasziniert. Was muss passieren, damit Menschen töten? Warum agieren verschiedene Personen in ähnlichen Situationen völlig anders? Diese und artverwandte Fragen finde ich spannend und versuche sie, in Krimis herauszuarbeiten und auf die ein oder andere Weise für die Leser nachvollziehbar zu beantworten. Und ja, es gibt Themen, die mich besonders für das Spannungsgenre interessieren: Es sind all jene, die das Urvertrauen der meisten Menschen erschüttern. Das Urvertrauen in eine Familie zum Beispiel, bei der man sich als Teil davon nicht vorstellen vermag, dass ein anderes Mitglied jemanden getötet hat. Das ist eine Gradwanderung für mich, ein Spiel mit Emotionen. Ich liebe das und merke, wie ich mich selber darin weiterentwickle. Im Frühjahr 2022 erscheint ein Thriller von mir, der genau das zum Thema haben wird. Ihr dürft gespannt sein!

Mehr über Eva Reichl – zum Autorinnenprofil.
Homepage: www.eva-reichl.at

(Die Fragen stellte Sybille Baecker.)

Aktuelle Veröffentlichung:

Mühlviertler Kreuz
Eva Reichl
Gmeiner Verlag
ISBN 978-3-83920-063-6