Drei Fragen an ... Uschi Kurz

02.07.2021 - Uschi Kurz berichtet, warum sie gern Kurzkrimis schreibt und wie aus einem Kurzkrimi ein Roman wurde.

Du schreibst Kriminalromane und Kurzkrimis. Zahlreiche deiner Kurzkrimis sind in Anthologien erschienen. Was ist für dich der Reiz an dieser Textform? Gehst du beim Schreiben eines Kurzkrimis genauso vor wie bei einem Roman?

In meinen Thrillern blicke ich in menschliche Abgründe. Die Täter agieren perfide, bisweilen auch recht brutal. Am Genre des Kurzkrimis schätze ich, dass es dabei auch einmal heiter zugehen kann. Wie beispielsweise in meinem Kurzkrimi „Der Frosch“, der vor kurzem in der Anthologie „Schwabens Abgründe“ erschienen ist. Und natürlich hat die Kurzform den Vorteil, dass der zeitliche Aufwand geringer ist, so dass ich das Schreiben dieser Geschichten gut mit meinem Job als Redakteurin vereinbaren kann. Eigentlich habe ich schon immer Kurzgeschichten geschrieben, die dann zunächst in der Schublade verschwunden sind. Die Herangehensweise ist aber ganz ähnlich wie bei meinen Romanen: Ich beginne immer erst zu schreiben, wenn der Plot ziemlich fertig ist.
Der erste Kurzkrimi „Schutzhaft“, der veröffentlich wurde, entstand in Kooperation mit einem Krimi-Schreibprojekt von Inhaftierten der Justizvollzugsanstalt Rottenburg am Necker. Zur Recherche durften wir AutorInnen ins Gefängnis. Das war eine eindrucksvolle Erfahrung. Erschienen sind die Krimis aus dem Knast 2013 im Silberburg Verlag unter dem Titel „Gesiebte Luft“, herausgegeben von Edi Graf. 

Beruflich hast du als Journalistin ebenfalls mit dem Verfassen von Texten zu tun. Wie kam es zu deinem ersten Krimi und warum hast du dich für das Krimigenre entschieden?

Mein erster Kriminalroman „Der Totenschöpfer“ ist aus einem Kurzkrimi entstanden. Eine Lektorin hat mich ermutigt, aus dem Plot einen Roman zu machen. Krimis zu schreiben fasziniert mich, weil man darin das ganze gesellschaftliche Spektrum abbilden kann. Vom aufwändig recherchieren Politthriller bis zum Psychothriller bei dem man vorwiegend im Kopf des Täters unterwegs ist, ist alles möglich. Momentan gehe ich aber genremäßig etwas „fremd“ – spannend bleibt es trotzdem. Ich arbeite an einem Jugendroman, der im Profi-Sportmilieu spielt. Das Tabu Homosexualität im Fußball ist ein Thema, aber auch der Missbrauch von Schutzbefohlenen. Letzteres wird oft gar nicht oder viel später angezeigt und dann ist es schwer, die Täter zu belangen. Das habe ich als Gerichtsreporterin oft erlebt. Für dieses Projekt bekomme ich vom Förderkreis deutscher Schriftsteller in Baden-Württemberg ein Stipendium.

Du bist schon viele Jahre Mitglied bei den Mörderischen Schwestern. Was hat dich motiviert, dem Verein beizutreten? Was gefällt dir gut? Siehst du einen Vorteil darin, Mitglied einer Autorinnenvereinigung zu sein?

Der Austausch mit anderen Autorinnen ist mir ein großes Anliegen und natürlich hat mich auch der Zweck des Vereins überzeugt: Die deutschsprachige Kriminalliteratur von Frauen in den Fokus zu rücken und zu fördern. In meinem Beruf bekomme ich immer wieder mit, dass häufig männliche Autoren besprochen werden – ganz einfach, weil sie präsenter sind. Als großen Vorteil bei den Mörderischen Schwestern empfinde ich die Möglichkeit, rasch an fundiertes Wissen zu gelangen. In Vorträgen und Seminaren, aber auch im persönlichen Gespräch – beispielsweise bei den jährlichen Vollversammlungen. Die Schwarmintelligenz funktioniert. Und natürlich sind auch die gemeinsamen Lesungen mit den Schwestern immer ein Highlight.

Mehr über Uschi Kurz - zum Autorinnenprofil

Homepage: www.usch-kurz.de

(Die Fragen stellte Sybille Baecker.)

Aktuelle Neuerscheinung:
„Der Frosch“
in der Anthologie „Schwabens Abgründe“
(HRSG: Mareike Fröhlich, Maribel Anibarro)
Silberburg Verlag
ISBN: 978-3-8425-2294-7