Drei Fragen an ... Alexa Rudolph

26.11.2021 – Alexa Rudolph wollte nie Krimis schreiben. Warum sie es dennoch macht, verrät sie im Interview.

Du hast zahlreiche Kurzkrimis veröffentlicht und einige Kriminalromane geschrieben. Wie kamst du zum Krimi schreiben?

Nie im Leben wollte ich einen Krimi schreiben. Das lag völlig fern sämtlicher künstlerischer Herausforderungen. Eines Tages erbte ich von einem Freund zwanzig Diogenes Bändchen mit den Kriminalromanen von Patricia Highsmith. Zunächst interessierte mich diese „hinterhältige Erbschaft“ überhaupt nicht. Da bei uns aber jedes Buch liebevoll aufgenommen wird und sich in unserem Haus eine ziemlich große Bibliothek befindet, bekamen auch die schwarz-gelben Taschenbüchlein einen Platz.
Doch dann passierte es!  Ein Spiel für die Lebenden, der Highsmith Kriminalroman aus dem Jahr 1958 war mein Einstieg. Jede Seite ein Hammerschlag. Grandioser Plot, eisiger Charme, heiß wie die Sonne Mexikos. Danach Der Geschichtenerzähler und Ripley Underground, etc. Ich war fasziniert und angefixt. Aber, die Latte hing verdammt hoch. Die Highsmith wurde für mich zum Antrieb, um ins Krimischreiben hineinzukommen.

Die Hauptfigur in deinen Krimis, Kommissar Poensgen, sitzt im Rollstuhl. Warum hast du dich für einen Kommissar mit Handicap entschieden? Gibt es einen persönlichen Bezug? Wie recherchierst du hierzu?

Die Figur blieb lange diffus. Ich schrieb auf, welche Fähigkeiten mein Kommissar haben sollte und welche nicht, wie er aussehen sollte und wie nicht. Die Sache ging mir nicht aus dem Kopf. Ich fuhr für ein paar Tage in die Alpen. Traumhaftes Wetter, die Berge eine einzige Verlockung. Aufstieg am frühen Morgen. Nur kurze Pausen, Anstrengung pur. Am Nachmittag Ankunft auf dem Gipfel. Ungefähr zehn Bergwanderer standen schon oben. Ich traute meinen Augen nicht: Ein Mann mittleren Alters, die Augen voll Glück, sein Körper in einem Rollstuhl. Natürlich hatte er Helfer, aber er hatte es geschafft. Stolz zeigte er mir seinen Rolli. Eine Spezialanfertigung, ein Meisterwerk der Technik. Der Wanderer mit Handicap – ein Held! Ich dankte ihm und stieg ab ins Tal. Unterwegs wurde mir klar, dass ich meinen Kommissar gefunden hatte.

Du bist Autorin und Malerin. Was inspiriert dich? Was blockiert dich? Wie gehst du bei der Arbeit vor?

Mein Weg vom Malen zum Schreiben war nicht weit, ich habe trotzdem ein halbes Leben dazu gebraucht. Meine Inspirationen bekomme ich online geliefert. Das Internet ist eine Fundgrube an Abscheulichkeiten. Die ganze Palette menschlicher Schwächen. Manchmal meine ich aber auch, dass meine Einfälle vom Himmel fallen. Ich behaupte das mit einem leichten Grinsen. Hat sich eine Idee erst einmal etabliert, kommt die Arbeit. Ich sitze viele Stunden am Schreibtisch und habe am Abend dicke Füße. Der Lohn ist ein beschriebenes Blatt Papier.
Vor meinem ersten literarischen Mord hatte ich großen Respekt. Eigentlich wollte ich damit gar nichts zu tun haben. Ich habe mir also Hilfe geholt und im genialsten Kriminalroman aller Zeiten nachgelesen. Ich meine Dostojewskijs Verbrechen und Strafe, in dem gleich zu Beginn der Doppelmord Raskolnikows an der alten Pfandleiherin und ihrer Schwester beschrieben wird. Seufz! Wenn man als Autor so genial morden kann, dann hat man es geschafft.

Zum Autorinnenprofil von Alexa Rudolph.

Homepage: www.alexa-rudolph.de

(Die Fragen stellte Sybille Baecker.)

Aktuelle Veröffentlichung:
Kurzkrimi: Der Tod auf vier Pfoten
In: Pandemie – Geschichten zur Zeitenwende
Hirnkost Verlag, Berlin
ISBN 978-3-948675-59-2