Kerstin Rachfahl
In jedem von uns steckt eine dunkle Seite
"Puh, wenn ich die Geschichte lese, dann bekomme ich Angst neben dir zu schlafen."
Das sagte mal mein Mann zu mir, nachdem er eine Kurzgeschichte von mir las. Schon sehr früh in meinem Leben hat mich mit die Frage beschäftigt: Könntest du einen anderen Menschen töten? Das leise ja, es kommt nur auf die Umstände an, jagte mir Angst ein. Es zu leugnen würde, jedoch bedeuten die Realität zu ignorieren. Wir sind von Gewalt, Krisen und Kriegen umzingelt und doch geht die Welt nicht unter. Wieso? Weil wir uns grundsätzlich nach Liebe, Gemeinschaft und Harmonie sehnen und in einer gerechten Gesellschaft leben möchten, wo wir uns frei entfalten können. Nun stellte sich mir die Frage: Wieso wird jemand zu einem Täter und jemand anderes zum Opfer?
Genau dieser Frage gehe ich beim Schreiben meiner Geschichten in in unterschiedlicher Art und Weise nach. Ich begreife, dass es keine simple Antwort auf die Frage gibt. Stattdessen stelle ich mich meiner Angst und lerne, dass es Situationen gibt, die ich beeinflussen kann, während sich andere meiner Kontrolle entziehen. Doch selbst dann, liegt die Entscheidung bei mir, wie ich damit in meinem Leben umgehe.
In meinen Geschichte geht es nie allein um eine Tat. Oft rückt sie sogar in den Hintergrund. Es gibt kein schwarz und weiß sondern nur viele verschiedene Schattierungen von grau. Das versöhnt mich mit der Realität, weil ich begreife, dass es nicht nur in jedem von uns eine dunkle Seite gibt, sondern auch eine helle. Es ist also eine Entscheidung, welchen Weg wir einschlagen.
Wenn du Geschichten magst, die von Menschen handeln und nicht irgendwelchen konstruierten Figuren, dann bist du bei mir genau richtig.